Passau–Wien per Rad fordert Tribut und macht Freude

Erst ab Melk wurde es richtig heiß.
Erst ab Melk wurde es richtig heiß.(c) Benedikt Kommenda
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Es war eine außergewöhnliche Belastung, und sie hat ihren Tribut gefordert: Als ich neulich auf der „Tour de Herz“ von Passau nach Wien radeln wollte, hat nach Kilometer 98 mein Navi zu zählen aufgehört.

Bei Kilometer 200, schon in Melk, hat mein Hinterrad einen Patschen gehabt. Bei Kilometer 250 hat meine Sportuhr – doppelt hält auch nicht – zum letzten Mal angezeigt, dass ihr Akku leer wird; noch vor Tulln hat sie 269,25 km als letzte Distanz gespeichert. Ich hingegen habe, ohne Schmerzen, wunde Stellen oder auch nur einen Muskelkater danach, bis Wien durchgehalten: 314,55 km, las ein Freund und Mitradler von einem fitteren Gadget ab.

Es war nicht nur zu schaffen, es war ein wunderbares Erlebnis. Weder mussten wir die erschreckend große Höhendifferenz überwinden, die ich einem schlecht gerechneten Streckenprofil entnommen hatte (sondern nur 441 summierte Höhenmeter, so mein Freund); noch hat sonderlich viel Gegenwind geweht, und zwar auch nicht für die, die eine Zeitlang an der Spitze und also im Wind fuhren; auch hat nicht die meiste Zeit arge Hitze geherrscht (sondern nur im letzten Drittel, und auch da nur richtig spürbar, wenn wir stehen bleiben mussten). Die wenigen Stürze, die es gab, verliefen eher glimpflich.

Das alles erklärt aber nicht, wie 130 Leute mehr als 300 km an einem Tag radeln können (80 weitere schlossen sich weiter stromabwärts einer von zehn Gruppen an). Dazu gehörten auch hervorragende Guides und die perfekte Betreuung an Verpflegungsstationen, die den Riesenabstand bis zum Ziel in überschaubare Etappen zerteilten. Und, nicht zu vergessen: der schöne Zweck, mit den von den Teilnehmern gesammelten Spenden – momentaner Stand: 124.865 Euro – Herzoperationen an Kindern zu ermöglichen. Ja, und dann sollte man schon auch einigermaßen trainiert sein, um die Fahrt mit Freude zu bewältigen. Zur Vorbereitung für die nächste Tour de Herz ist jetzt noch genug Zeit: Die Initiatoren vom Verein Herz bewegt, Monika Sacher und Herbert Witschnig, planen sie für den 20. Juni 2020.

E-Mails an:benedikt.kommenda@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2019)

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