Kikko Bā, der neue Ableger des Mochi

Oktopus aus dem Kikko Bā
Oktopus aus dem Kikko BāDie Presse (Sissy Rabl)
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Kleingerichte, keine Reservierungen, kein Festlegen auf die Zukunft: Das jüngste Lokal der Mochi-Macher eröffnet – einstweilen bis Jahresende.

Youtube ist hilfreich zur Seite gestanden, als der Koch in Eigenregie die Sitzbänke neu überzogen hat, mit senfgelbem Samt. „Irgendwas gehört bei einer Lokaleröffnung doch immer selbst gemacht“, sagt Simon Kotvojs. Er wird die Küche des neuen Mochi-Ablegers in der Schleifmühlgasse verantworten, ihm zur Seite steht Nico Talasz. Die beiden haben schon im Rien am Michaelerplatz gemeinsam gekocht. Wie das Rien, als Zwischennutzungsprojekt vorgesehen, ist auch der Zuwachs der Mochi-Familie erst einmal befristet: bis Jahresende.

Der Name des Lokals: Kikko Bā. Kikko heißt die Sake-Eigenmarke, die es schon in den bisherigen Lokalen der kleinen Mochi-Gruppe gab: dem Stamm-Mochi am Anfang der Praterstraße, dem Take-away o.m.k. gegenüber und dem Mochi Ramen am Vorgartenmarkt. Die befreundeten Paare Eduard und Nicole Dimant sowie Tobias Müller und Sandra Jedliczka, die sich noch aus Berliner Gastronomiezeiten kennen, hatten mit der Eröffnung des Mochi 2012 vielen Wienern ein neues Lieblingslokal geschenkt. Noch immer ist es schwierig, kurzfristig einen Tisch zu reservieren. Ohne Reservierungstamtam soll nun das Kikko Bā laufen. „Ich würde sagen, man kommt einfach vorbei auf ein Glas und einen Happen“, beschreibt Tobias Müller das Konzept. Oder vielleicht eher mehrere Happen, sieht man sich an, was Simon Kotvojs und Nico Talasz aus der winzigen Küche schicken: Kleine Gerichte bis rund zehn Euro, stets mit japanischen Elementen, aber mit deutlichen Hinweisen auf Reisen der Protagonisten, auf Fernweh und Familiengeschichten.

Das Kikko Bā-Team wartet auf seine Gäste.
Das Kikko Bā-Team wartet auf seine Gäste. Sissy Rabl

Alles ist erlaubt

Ein Schälchen Kässpätzle mit Mais und Misobutter. Chinesische Bing-Fladenbrote mit Chili-Sesam-Hummus. Ein Oktopusarm mit Mojo rojo, einer roten Sauce von den Kanaren. Eine argentinische Rotgarnele, von Engelshaarteig ummantelt und knusprigst frittiert, mit Honig, japanischer Mayonnaise und eingelegten roten Chilis süß-fettig-scharf-sauer kombiniert. „Fingerlicking good“ hält das Englische für solche Fälle treffsicher bereit. Acht immer wieder wechselnde Gerichte stehen auf der Karte, dazu genau so viele Weine und drei Sake – auch diese rotieren laufend. Die Großmutter von Tobias Müller stammte aus dem Piemont, „ich würde also gern mehr Italien auf der Karte sehen“, Gastgeber Raphael Peyrot indes ist Franzose; er konnte, als er vor drei Jahren im Mochi anheuerte, kaum ein Wort Deutsch. „Zuerst war eine Idee, es japanisch-französisch anzulegen“, erzählt Eduard Dimant, „dann japanisch-italienisch oder japanisch-spanisch...“ Nun dürfte alles erlaubt sein.

Wie es dazu kam, dass das Mochi-Kernquartett – mit mehreren Lokalen und kleinen Kindern nicht gerade unausgelastet – sich für eine weitere Adresse entschieden hat? Dank eines Feierabendbiers mit einem Stammgast des Mochi, Werner Tschiedel, damals selbst Gastronom mit dem Coté Sud und mittlerweile mit dem Ziegelwerk in Leithaprodersdorf schon erfolgreich. Dieser hatte eher nebenbei fallenlassen, „wenn ihr wen wisst...“ Und Tobias Müller wusste zwar niemanden, war aber in Laune zu sagen, „wenn du niemanden findest, machen wir ein Pop-up“. Was nun in der Schleifmühlgasse realisiert wurde. Auch weil man, so Müller, den Gedanken schön fand, wieder mit Koch Simon Kotvojs zusammenarbeiten zu können; dieser hatte schon früher eine wichtige Position am Mochi-Herd innegehabt.

Das Lokal wurde bis auf die Küche umgestaltet, wirkt nun offener. Ein paar Zutaten wie Sesamöl sieht man im offenen Regal über der Arbeitsfläche. Logistisch eine Herausforderung ist die Lagerung eines angesichts der derzeitigen Hitze unverzichtbaren Produkts: „Ein Tag hat wie viele Säcke?“, wird Raphael Peyrot gefragt. War das jetzt tatsächlich die Frage? „Ja. Eis-Management. Extrem wichtig.“  

Auf einen Blick

Der Mochi-Ableger Kikko Bā eröffnet am 28. Juni mit dem Weinverkostungsabend „Schulschluss“ (in Kooperation mit Weinskandal, Gastwinzer: Christian Tschida, die Renner-Sistas und Matthias Warnung). Der reguläre Betrieb startet am Dienstag, 2. Juli. Das Lokal folgt - einstweilen als Pop-up bis Jahresende - auf das Coté Sud. In der Küche stehen Simon Kotvojs und Nico Talasz. Auf der Karte: jeweils acht kleine Gerichte mit stets japanischen plus internationalen Einflüssen. Kikko Bā, Schleifmühlgasse 8, 1040 Wien, Di-Sa ab 17.00.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2019)

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