"Wall Street: Money Never Sleeps" von Regisseur Oliver Stone feierte bei den Filmfestspielen Weltpremiere. Stone geht aber nicht nur darin mit der Finanzwelt hart ins Gericht, sondern übt auch in Cannes Kritik.
Bei der Weltpremiere seines Filmes "Wall Street: Money Never Sleeps" bei den 63. Filmfestspielen in Cannes ging der Regisseur Oliver Stone mit der Finanzwelt hart ins Gericht: "Die Löhne der Arbeiter in den USA sind seit den 70er Jahren deutlich gesunken, während die Produktivität enorm gestiegen ist - es klafft also eine riesige Lücke", so der 63-jährige Oscar-Preisträger.
"Es gibt eine enorme Ungleichheit und Ungerechtigkeit und das muss korrigiert werden." Aus der ersten Finanzkrise habe man nicht viel gelernt. "Sie war wie ein Herzinfarkt: Es gab einen dreifachen Bypass und ein Stent wurde eingesetzt, aber ich glaube nicht, dass wir das Problem wirklich gelöst haben", zeigte er sich kritisch.
Moralischer Antiheld mit Familienproblemen
"Wall Street: Money Never Sleeps" ist die Fortsetzung von Stones "Wall Street" mit Michael Douglas aus dem 1987, in dem der Regisseur und der Schauspieler wieder vereint sind. "Ich denke nicht, dass wir uns amüsiert hätten, wenn der Film nicht dasselbe Thema gehabt hätte", meinte Stone zu der Zusammenarbeit mit Douglas. Dieser setzte auch gleich nach: "Wall Street ist einfach Theater." Und so blieb der Grundstoff des Films gleich, der an der Croisette im Wettbewerb außer Konkurrenz gezeigt wurde.
"Die Mutter alles Bösen ist die Spekulation", gibt sich der Finanzhai Gordon Gekko im zweiten Teil etwas geläutert. Handelte "Wall Street" noch von den undurchsichtigen und illegalen Geschäften des Milliardärs an der New Yorker Börse, übernahm Oscar-Preisträger Douglas in "Money Never Sleeps" eher die Figur des Antihelden, der versucht, die Finanzkrise zu bewältigen und die Beziehung zu seiner Tochter zu retten und sich mit ihr zu versöhnen. Statt "Gier ist gut" heißt Gekkos Motto nun "Ist Gier gut?", aus dem skrupellosen Banker ist ein Buchautor geworden.
So porträtiert "Wall Street: Money Never Sleeps" die Wall Street mitsamt ihren hektischen Telefonaten und dem plötzlichen durch Spekulationen angeheizten Fallen und Steigen der Börse. An Douglas' Seite spielen Carey Mulligan als seine Tochter und Shia LeBeouf als Börsen-Neuling Jake.
"Haben schon alle an der Wall Street investiert"
"Die Menschen lieben diese Geschichten über Macht. Macht verführt Menschen", sagte Douglas. "Und natürlich haben wir auch schon alle an der Wall Street investiert", grinste der Schauspielstar.
Regisseur Stone meinte, dass in den 23 Jahren zwischen seinen beiden Filmen "so viel passiert" sei. "Der Gier-Faktor hat sich multipliziert (...). Es ist schlimmer geworden." Deswegen sei er genauso "wie viele andere Menschen in der Welt" verwirrt und wünsche sich eine "klare Reform" der unregulierten Finanzmärkte.
(Ag./Red.)