Über den Rinderumweg

(c) Carolina Frank
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Bio-Rinder hinterlassen einen viel größeren Hufabdruck als ihre im Stall gehaltenen Kolleginnen.

Kühe haben es auch nicht leicht. Das führe man sich vor Augen, wenn man demnächst, von alpinem Glockengebimmel begleitet, über Almwiesen wandert. Sie können es uns nämlich nicht recht machen. Einerseits zapfen wir ihnen die Muttermilch ab und verwenden sie für den eigenen Nachwuchs. Andererseits beschweren wir uns, dass ihre Milch schwer verdaulich oder krebsfördernd ist. Ihre Kälber betrachten wir einerseits als Essen auf vier Beinen, haben aber andererseits ständig ein schlechtes Gewissen. Denn zu viel Fleisch tut uns nicht gut und dem Klima erst recht nicht. Kühe produzieren große Mengen von Treibhausgasen. Egal, ob lebendig oder tot. Nicht, dass hinter jeder Raufutter verzehrenden Großvieheinheit ein Klimaforscher steht, der ihre Blähungen misst, aber über die Quantität ihrer gasförmigen Verdauungsprodukte wissen wir besser Bescheid als über unsere eigenen. Und das Ergebnis lässt uns die Nase rümpfen. Vor allem das der Bio-Rinder.

Sie hinterlassen nämlich einen viel größeren Hufabdruck als ihre im Stall gehaltenen Kolleginnen. Wegen der großzügig bemessenen Weideflächen und der verdauungsfördernden Grünnahrung. Und zum Schluss legt das Almrind auf dem Weg vom Schlachthaus in die Pfanne unter Umständen noch einige Tausend Lkw-Kilometer zurück. Insgesamt produziert die Kuh auf der Alm wahrscheinlich genauso viel Treibhausgase wie der SUV, mit dem sie der Bauer sonntags dort besucht. Aber es gibt Hoffnung. Denn man hat herausgefunden, dass Algen, im Futter beigemischt, den Gasausstoß um bis zu 60 % verringern. Als rinderverzehrende Großvieheinheit könnte man direkt neidisch werden. Vielleicht sollten wir die Algen gleich selbst verzehren als über den Rinderumweg? Ich wette, das wäre den Kühen auch lieber.

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