Rock'n'Roll!

Ideologische Auseinandersetzungen haben in der Postmoderne interessante Formen angenommen.

Vor allem in den sozialen Medien des Internets: Katzen kommen hier tendenziell als gut und links rüber, Hunde eher als böse und rechts. Ähnlich verhält es sich mit fahrbaren Untersätzen. Während vielen Linken das Fahrrad als Heiligtum gilt, sind Fahrräder für viele Rechte ein Ärgernis, Ausdruck eines moralisch überhöhten linken Lebensstils, der den Autofahrern das Leben schwermacht, den Fußgängern mitunter auch. Und nun scheint es, als habe der Roller bei den Linken die Rolle des Fahrrads bei den Rechten übernommen. Insbesondere der E-Roller. Wobei E beim Auto ja eigentlich gut ist. Abgesehen davon, dass das Auto grundsätzlich böse ist.

Kommen Sie noch mit? Ja? Also: Man soll sich zwar vor Verallgemeinerungen hüten, aber in etwa sieht die postmoderne Welt so aus: Linke haben ein Faible für das Fahrrad, Rechte für den Roller, insbesondere den E-Roller. Und im Internet, dem Marktplatz der Postmoderne, regen sich die Rechten über die Radfahrer auf wie die Linken über die Rollerfahrer, insbesondere die E-Rollerfahrer.

Dass ausgerechnet die rot-grüne Stadt Wien mittlerweile den 768. E-Roller-Anbieter zugelassen hat, zeigt aber auch, dass die Welt in Wirklichkeit vielfältiger ist als hier dargestellt. (oli)

Reaktionen an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2019)

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