Im Wiener Palais Coburg kommen heute die Vertragspartner zusammen, um den Ausstieg des Iran aus dem Atomvertrag abzuwenden - trotz der jüngsten Eskalation mit Washington.
Wien. Vor vier Jahren war das Palais Coburg in Wien für einige Wochen ein Nabel der internationalen Politik. In dem exklusiven Hotel fanden die Verhandlungen über ein Atomabkommen mit dem Iran statt, die Außenminister gingen hier ein und aus: John Kerry, der damalige US-Außenminister, humpelte nach einem Radunfall mit Krücken herum; Mohammad Javad Zarif, sein iranischer Konterpart, winkte lächelnd vom Balkon, ehe er düster mit der vorzeitigen Abreise drohte; Frank-Walter Steinmeier und Sergej Lawrow hielten zwischen Tür und Angel improvisierte Pressegespräche ab. Am 14. Juli 2015 besiegelten sie schließlich im Konferenzzentrum den Nuklearpakt.
Federica Mogherini, die EU-Außenbeauftragte, hält den Vertrag weiterhin in Ehren: Eine Kopie hängt gerahmt in ihrem Büro in Brüssel. Ob sie im Amt bleibt, ist ungewiss und hängt von der Austarierung der neuen EU-Spitze ab. Über Zarif schwebt neuerdings die Drohung von US-Sanktionen, Steinmeier ist zum Bundespräsidenten aufgestiegen und Kerry kokettierte eine Zeitlang mit einer Präsidentschaftskandidatur. Alle damaligen Protagonisten werden heute indessen fehlen, wenn es im Palais Coburg um die Rettung des Atompakts geht.
Mit Ausnahme der USA, die das Abkommen mit ihrem Ausstieg im Vorjahr torpediert haben, schicken heute die Vertragspartner Großbritannien, Frankreich, Russland, China und Deutschland ihre Vizeaußenminister und politischen Direktoren zu einer regulären Sitzung, um den „Geist von Wien“ wiederzuerwecken. Die EU-Kommission hat die Konferenz einberufen, das Außenministerium in Wien spielt lediglich die Rolle des Gastgebers.