Porträt

„Emotionen für einzelne Bauteile“

Peak Technology
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Mit seinem Unternehmen Peak Technology stellt Dieter Grebner unterschiedlichste Carbonteile her. Für die Luft- und Raumfahrt, die Industrie. Und für alle Formel-1-Rennställe.

Wenn dieses Wochenende die Formel-1-Boliden in Spielberg ihre Runden drehen, dann wird Dieter Grebner in der Steiermark zu Gast sein. Diesmal sogar in der Boxengasse, wie der gebürtige Salzburger sagt. Und egal bei welchem Rennstall er in die Box schauen wird, in jedem der Wagen sind Teile seines Unternehmens, Peak Technology, eingebaut. Kohlefaserkomponenten im Energierückgewinnungssystem, im Feuerlöscher, oder Teile der Öltanks. Relativ kleine, aber vor allem sehr leichte Bauteile, die an der etwas unscheinbaren Adresse Technologiepark-Straße in Holzhausen mitten im oberösterreichischen Zentralraum hergestellt werden.

Rennfieber mit dem klaren Ziel Formel 1 hatte Grebner. In München hatte er Maschinenbau und Fahrzeugtechnik studiert und schon in dieser Zeit als Mechaniker und Renningenieur in der Walter Lechner Racing School in Salzburg gearbeitet, ehe ihm der Sprung in die sogenannte Motorsport-Königsklasse tatsächlich gelang. Er landete 2000 beim schweizerischen Rennstall Sauber. Dort machte gerade eine andere Österreicherin Karriere: Monisha Kaltenborn. Die Juristin wurde wenig später Geschäftsführerin des Teams.

Grebner schrieb in dieser Zeit bei Sauber seine Diplomarbeit. Es ging um die Haltbarkeit von bestimmten Verschleißteilen. Und das spiegelt auch wider, warum ihn Motorsport und speziell die Formel 1 so reizt: „Mich fasziniert es, technische Grenzen auszuloten. Bauteile besser und leichter zu machen“, sagt der 41-Jährige.

Grenzen werden auch in anderer Hinsicht ausgereizt: „Formel-1-Rennställe sind anders als andere Kunden“, sagt er. „Die Reaktionsgeschwindigkeit ist extrem hoch, und dieses Tempo wird auch von uns erwartet. Die Lieferzeiten sind sehr gering. Da sind alle bei uns im Haus extrem gefordert.“ Das heißt: Sehr kurze Entwicklungszeiträume, und neue Teile müssen mitunter binnen 24 Stunden geliefert werden. Eine Herausforderung, denn Unternehmen, die zum Teil noch kleiner sind, könnten noch wendiger agieren als seines, sagt Grebner.

Mit Peak Technology beliefert er auch andere Rennklassen, unter anderem die Formel E, also jene der strombetriebenen Fahrzeuge. Ob sich diese Klasse durchsetzen werde? „Sie hat ihren Platz gefunden“, sagt er.

Spontane Gründung

2007 hat Grebner sein Unternehmen gegründet. Damals beinahe ein wenig aus der Not heraus. Weil er in die Linzer Gegend übersiedeln wollte und keinen adäquaten Job fand. „Es war eine spontane Idee“, sagt er.

Mittlerweile beschäftigt er rund 110 Mitarbeiter aus 14 Nationen, alle am Standort in Holzhausen, wo auch Komponenten für die Luft- und Raumfahrt (aktuell für die europäische Trägerrakete Vega C), für die Automobilindustrie und für Hochdruckspeicher (Feuerlöscher, Lawinenairbag) hergestellt werden. Daneben zählen Industrieausrüster zu den Kunden, genauso wie andere Hightech-Sportarten, zum Beispiel Segler.

Diese thematische Breite an Produkten ist für alle Teammitglieder eine Herausforderung, räumt Grebner ein. „Meine Mitarbeiter müssen immer wieder einen Spagat machen, um die Anforderungen der Motorsportkunden mit jenen aus der Luft- und Raumfahrtbranche zu vereinbaren. Das sind oft Anforderungen, die sich widersprechen“, sagt er. Das seien alles spannende Projekte, Voraussetzung sei, dass man sich für diese Themen begeistere und „Emotionen für einzelne Bauteile“ entwickeln könne. „Wenn es nur ein Job ist, dann wird es schwierig“, sagt Grebner.

Also sieht er seine Aufgabe in erster Linie darin, dafür zu sorgen, dass es seinen „Mitarbeitern gut geht, dass sie gern arbeiten. Sie sollen Spaß an der Arbeit haben“, sagt er. Und dafür, dass „die Kunden ihre Visionen mit uns umsetzen wollen“.

Um an genau diese begeisterten Mitarbeiter zu kommen, unterhält Grebner Kooperationen mit mehreren Universitäten unter anderem in Wien, München und Budapest. Und so nebenbei: Die Absolventen von dort sind fast einfacher in die Boxengasse in Holzhausen zu lotsen als Facharbeiter aus der unmittelbaren Umgebung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2019)

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