Karriere

Thomas Brezina: „Ich war einfach so, wie ich bin“

Valerie Voithofer
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Thomas Brezina nennt sich selbst einen „Geschichtenerzähler der Freude“. Bei der Entrepreneurship Avenue sprach der Autor kürzlich in der WU Wien über Unternehmertum, Führungsstil und neue Projekte.

Die Presse: „Freude ist die Grundlage von allem“, sagten Sie in einem Vortrag vor Start-uppern. Wie viel Freude steckt im Unternehmen Thomas Brezina?

Thomas Brezina: Ich habe immer versucht, es so anzulegen, dass ich nicht selbst Unternehmer sein muss, sondern dass ich etwas erschaffe. Das braucht heute ein kleines Unternehmen, um es zu betreuen. Aber ich konzentriere mich auf den Inhalt. Es ist immer wieder eine Herausforderung, Leute zu finden, die das in meinem Sinne umsetzen. Ich lege größten Wert auf Einklang, dass man klar in dieselbe Richtung sieht und weiß, was man erreichen will. Dann hat bei mir auch jeder die Freiheit, den Weg so zu gehen, wie er will. Die Grundlage ist, dass freudig gearbeitet wird.

Wo befindet sich der Sitz Ihres Unternehmens?

Ich lebe in Wien und schreibe in London. Der Standort meiner Unternehmen befindet sich in Österreich. Das eine ist im Fernsehbereich die Firma Tower10, das andere die Firma Tom Storyteller, die mein Werk als Autor und meine Projekte verwaltet.

Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie?

Im TV-Bereich brauchen wir für die Produktionen unterschiedlich viele Leute, bei Tom Storyteller sind sehr wenige Leute. Wenn wir ein Projekt machen, wie den Erlebnisraum beim Flughafen Wien, dann sind sofort 30 Leute dabei, im TV-Bereich sind es aktuell 22 Mitarbeiter. Dazu kommen projektbezogen weitere Menschen. Das Kernteam bei Tom Storyteller besteht aus lediglich fünf Leuten.

Wie gehen Sie mit Fehlern um? Wie gut können Sie verzeihen?

Da habe ich mich über die Jahre auch verändert und bin wesentlich geduldiger als früher. Prinzipiell ist es so, dass ich auf Qualität allerhöchsten Wert lege. Es passieren nun einmal einfach Dinge, damit kann ich auch durchaus leben. Dann ist aber die Frage, wie schnell man das wieder auf die Reihe bringen und ausbessern kann. Wenn jemandem zwei- oder dreimal das Gleiche passiert, dann will ich nicht mehr mit diesem Menschen zusammenarbeiten. Zweimal ist die Obergrenze, dreimal akzeptiere ich nicht mehr.

Bei der Entrepreneurship Avenue haben Sie einen Vortrag vor jungen Gründern und solchen, die es noch werden wollen, gehalten. Wie erleben Sie die Start-up-Szene in Österreich?

Dass Leute etwas auf die Beine stellen, dass sie ihre Projekte verfolgen können, dass es diese Chancen überhaupt gibt, halte ich heute für wichtiger als je zuvor. Das ist etwas Grandioses.

Welchen Rat geben Sie jungen Unternehmern?

Wenn du eine Idee hast, dann tu es. Denke nicht zehn Jahre über alles nach. Finde Leute, die es gut mit dir meinen. Wenn sie sagen, mach weiter, dann mach weiter. Wenn man drei davon hat, ist man schon sehr gut aufgestellt. Es ist eine Eigenverantwortung, diese zu finden. Die anderen kommen und gehen. You meet people for a reason or a season.

In Ihrer Keynote verwiesen Sie auch auf Stufen des Erfolgs. Auf welcher Stufe Ihres Lebenswerks befinden Sie sich?

In jedem Lebenswerk gibt es Höhen und Tiefen. Aktuell haben sich vor mir viele Türen geöffnet. Jetzt ist die Frage, durch welche kann ich gehen? Das hat auch mit Zeit und Kraft zu tun. Im Fernsehbereich ist einiges am Laufen, und es wird neue Bücher für Kinder und Erwachsene geben. Aber es bleiben immer Geschichten, die etwas transportieren, neugierig machen. Es ist immer Storytelling.

Aktuelles Dauerthema ist die Digitalisierung. Sie erzählen Ihre Geschichten heute sicher anders, als Sie sie mir als Kind erzählt haben?

Die Digitalisierung hat mir viele Türen geöffnet. Dass ich diesen Schritt in das Schreiben für Erwachsene machen konnte, hat auch mit der enormen Response auf Instagram und Facebook zu tun. Ich war einfach so, wie ich bin. Plötzlich hat das Leute angesprochen, damit habe ich nicht gerechnet. Gleichzeitig ist es so, wenn ich heute Bücher schreibe, überlegen wir bereits, wie eine digitale Illustration aussehen kann, die über das klassische E-Book weit hinausgeht.

Wie lang werden Sie noch in Form von Büchern erzählen?

Das Buch wird es noch lang geben, auch das haptische Buch. Das ist ein anderes Erlebnis, ein Kulturgut, das sich bei Menschen einprägt. Das Bedürfnis nach Geschichten ist größer als je zuvor.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2019)

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