Strenge Banken plagen die Firmen

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Österreichs Unternehmen haben voriges Jahr mehr investiert. Das Geld kommt aber immer öfter aus der eigenen Kasse. Grund: die striktere Regulierung.

Wien. Eine Fabrik in Thailand um 400 Millionen Euro: Dieses Megaprojekt verkündete der österreichische Faserkonzern Lenzing vergangene Woche. Es muss ja nicht immer gleich so viel sein, aber Österreichs Unternehmen haben letztes Jahr durch die Bank ordentlich investiert. Größere und mittlere Investitionspläne haben das höchste Niveau seit 2009 erreicht. Das zeigt eine Umfrage der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (AWS) unter heimischen Unternehmen. 38 Prozent der Unternehmen haben voriges Jahr Investitionen getätigt, die Tendenz ist steigend. Für Wirtschaftsvertreter erst einmal eine gute Nachricht. Weniger gut: Ein Drittel der Betriebe hätte gern mehr oder überhaupt investiert, sie haben es aus verschiedenen Gründen aber nicht getan.

Der wichtigste Grund: die mangelnde Verfügbarkeit von Eigenmitteln im Unternehmen. Mehr als die Hälfte der Verantwortlichen in den Betrieben gaben das als Grund dafür an, dass sie eine Investition nicht realisiert haben. Und gleich danach: dass sie keine externe Finanzierung erhalten haben. Das nannten 13 Prozent als Grund für das Scheitern der angestrebten Investitionen. Laut AWS-Chef Bernhard Sagmeister haben die Finanzierungen durch Banken seit 2015 weiter abgenommen. Dieser Trend lässt sich aber schon seit zehn Jahren beobachten, wie die Ergebnisse aus den Vorjahren zeigen: 2009 gaben noch 29 Prozent der Unternehmen an, Investitionen mit Bankkrediten bezahlt zu haben. Voriges Jahr waren es nur noch 22 Prozent. Als Grund sieht Sagmeister vor allem die strengere Bankenregulierung seit der Finanzkrise 2008. Die Geldhäuser gingen weniger Risiko ein und legten strengere Bonitätsvorschriften auf. „Banken haben kaum mehr Ausfälle“, sagt Sagmeister. Gleichzeitig werden Investitionen zunehmend mit Eigenmitteln bestritten. In der Umfrage vor zehn Jahren gaben noch 37 Prozent der Firmen an, Investitionen aus dem Cashflow bezahlt zu haben. Letztes Jahr waren es schon fast 49 Prozent. Was einerseits daran liegen dürfte, dass viele Unternehmen wegen der guten Wirtschaftslage der vergangenen Jahre gut gefüllte Kassen haben. Für Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer, ist das aber auch ein Alarmsignal: „Es darf nicht sein, dass es sich auf die Unternehmen reduziert, die sich Investitionen leisten können“, sagt Kopf.

Strengere Auflagen, weniger Zeit

Es sei bedauerlich, wenn geplante Investitionen nicht stattfinden könnten, weil sie an der Finanzierung scheitern, sagt Kopf. Es sei auch eine politische Aufgabe, Investitionen zu ermöglichen, indem man Risken übernimmt. Das AWS bietet deshalb ein neues Förderinstrument an, mit dem vor allem kleine Firmen leichter an Kredite kommen sollen. Sie können sich ab sofort Vorabgarantien für Bankkredite holen. Das AWS übernimmt Haftungen für Unternehmen, die Bankkredite aufnehmen. Bisher mussten sie zuerst zur Bank, die wandte sich dann für eine Garantie an das AWS, falls die Bonität nicht ausreichte. Jetzt könnten Kunden „zuerst zu uns und dann mit der Vorabgarantie zur Bank“, so Sagmeister. Vor allem junge, innovative Unternehmensgründer würden am liebsten an ihrem Produkt arbeiten und steckten nicht so gern viel Zeit in das Aufbereiten von Unterlagen. Und Banken könnten sich oft nicht mehr die Zeit nehmen, mit Jungunternehmern daran zu arbeiten. Das AWS bereitet gemeinsam mit den Firmen die Unterlagen auf. Mit der Vorabgarantie, die bis zu 80 Prozent der Fremdfinanzierung abdeckt, könne man „zu den Banken shoppen gehen“, so Sagmeister. Das AWS legt einen Schwerpunkt auf junge, innovative Unternehmen. „Die haben es besonders schwer, eine Außenfinanzierung zu kriegen.“

AUF EINEN BLICK

Laut einer Umfrage der staatlichen Förderbank AWS und der Wirtschaftskammer unter 2553 Firmenverantwortlichen haben voriges Jahr 38 Prozent der österreichischen Betriebe große und mittlere Investitionen umgesetzt. Mehr als 60 Prozent finanzierten das mit Eigenmitteln: 48 Prozent bezahlten die Investitionen aus dem Cashflow, 16 Prozent mit Eigenkapital. Gleichzeitig sei die Bankfinanzierung auf einem historischen Tiefstand. 33 Prozent der Firmen hätten gern mehr investiert, es fehlten aber die Mittel.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2019)

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