Durch den Wald mit Herz und Seele

Besonders bei Kindern und Jugendlichen soll Interesse am Wald und an Zusammenhängen in der Natur geweckt werden.
Besonders bei Kindern und Jugendlichen soll Interesse am Wald und an Zusammenhängen in der Natur geweckt werden. (c) Getty Images/iStockphoto (Imgorthand)
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Der Wald wird wieder einmal als Erholungsraum entdeckt. Dass man von und über dieses Ökosystem viel lernen kann und wie man diese Erkenntnisse weitervermittelt, ist Gegenstand einer pädagogischen Disziplin.

Im Salzburger Großarltal kann man es, im oberösterreichischen Almtal ebenso wie im Waldviertel und sogar in Wien: Waldbaden. Diese geführten Wanderungen durch Wälder kommen ursprünglich aus Japan, wo sie Shinrin Yoku genannt werden. Zahlreiche Studien kommen zu dem Ergebnis, dass das bewusste Sein im Wald unter anderem das Immunsystem stärkt, den Stressabbau fördert und den Blutdruck senkt. Wer aber mehr über den Wald selbst wissen will und darüber, wie man dieses Wissen vermitteln kann, der hält sich an die Angebote von Waldpädagogen.

Die Waldpädagogik wird in Österreich seit rund 30 Jahren gepflegt. Vorreiter waren die forstlichen Ausbildungsstätten und Schulen Orth/Gmunden und Ossiach/Kärnten oder die Försterschule in Bruck/Steiermark. Getragen wird sie von Waldbesitzern, Forstleuten, Lehrern und Praktikern, die mit Kindern, Familien, Schulen und vermehrt auch älteren Menschen den Wald sinnlich erlebbar machen. Der Verein Waldpädagogik definiert die Domäne so: „Der Wald soll von waldkundigen Menschen vornehmlich der nicht forstlichen Bevölkerung spielend und didaktisch gut aufbereitet erklärt werden; nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit Herz und Seele.“ Der Verein bietet einen modular aufgebauten Lehrgang mit 160 Übungseinheiten zur Zertifizierung in Waldpädagogik für Menschen mit und ohne forstlichem Hintergrund an. Angeboten wird er aktuell in den forstlichen Ausbildungsstätten von Pichl/Steiermark, Ossiach/Kärnten und Traunkirchen/Oberösterreich.

Zusammenhänge begreifen

Um ein grundlegendes Verständnis für die Welt, in der wir leben, zu erlangen, sei es wichtig, schon als Kind und Jugendlicher Zusammenhänge in der Natur und der Umwelt des Menschen kennenzulernen, sagt Christine Holubek, Leiterin des Instituts für Persönlichkeitsentwicklung und Sozialkompetenz IFPS: „Da vielen Erwachsenen, auch im Bildungsbereich, diese Zusammenhänge nicht bekannt oder die Reichweite ihrer Verantwortlichkeit und deren Auswirkung nicht klar sind, braucht es diese pädagogischen Ansätze.“ An ihrem Institut wird ein Lehrgang zur Natur-, Umwelt- und Erlebnispädagogik angeboten, in dem auch der Wald eine wichtige Rolle spielt, „um Ökosysteme besser zu verstehen und soziale Verantwortung hautnah zu erleben. Selbsttätig zu erforschen, welche Funktion eine Pflanze hat und welche speziellen Lebensbedingungen diese benötigt. Wie leicht diese Systeme gestört werden können und wie die Auswirkungen auf den Menschen sind.“ Der IFPS-Lehrgang richtet sich an pädagogisches Personal wie Kindergruppenbetreuungspersonen, Tageseltern und Kindergärtner, einerseits als Grundausbildung und andererseits als Weiterbildungsangebot. „Sie stehen aber jeder interessierten Person ab 18 Jahren mit Grundschulausbildung offen.“

Auch die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik vermittelt in Kooperation mit der PH Burgenland und den Österreichischen Naturparks Wissen zum Thema „Lernort Natur“. Ein sechssemestriger, berufsbegleitender Lehrgang qualifiziert darin, Kulturlandschaften und Naturräume, wie landwirtschaftlich genutzte Flächen, Gärten oder Schutzgebiete, als kindgerechte und bildungswirksame Lernräume zu nutzen.

Impulsgeber für Lernprozesse

„Die Kulturlandschaften und Naturräume dienen dabei als Lernumgebung, als Lerngegenstand sowie als Impulsgeber für Lernprozesse“, erläutert Thomas Haase, Rektor der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik.

Einen Lehrgang in Natur- und Erlebnispädagogik bietet auch die Vitalakademie in Salzburg an. Themen sind unter anderem die Geschichte und Entwicklung, Ansätze der Erlebnispädagogik, Gruppendynamik und Waldpädagogik. Insgesamt sind während der Ausbildung knapp 900 Übungseinheiten zu absolvieren. Naturtherapeutische Erlebnispädagogik kann man bei Reskon lernen. Innerhalb der 35 Ausbildungs- und zehn Selbstlerntage erwirbt man auch das Diplom zum Erlebnispädagogen und Outdoortrainer.

Web:www.waldpaedagogik.at

www.agrarumweltpaedagogik.ac.at

www.vitalakademie.at, ww.ifps.at

www.reskon.at.www.waldwelt.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2019)

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