„Privatunis sind heute etabliert“

Zogen bei einem Event an der Sigmund-Freud-Privatuni Bilanz über 20 Jahre Privatuniversitäten (v. l. n. r.): Elmar Pichl  (BMBWF), Karl Wöber (Öpuk, Modul-University), Stefan Hampl (Öpuk, SFU), Sabine Schindler (Öpuk, Umit).
Zogen bei einem Event an der Sigmund-Freud-Privatuni Bilanz über 20 Jahre Privatuniversitäten (v. l. n. r.): Elmar Pichl (BMBWF), Karl Wöber (Öpuk, Modul-University), Stefan Hampl (Öpuk, SFU), Sabine Schindler (Öpuk, Umit).(c) Ben Leitner
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Anlässlich der Einführung dieser Hochschulform vor 20 Jahren zogen Vertreter der Privatunis und des Ministeriums Bilanz und sprachen über die weitere Entwicklung.

Österreichs Privatuniversitäten sind heute in Österreich etabliert“, sagt Karl Wöber, Präsident der Österreichischen Privatuniversitäten-Konferenz (Öpuk) und Rektor der Modul-University, bei einer Veranstaltung an der Sigmund-Freud-Privatuniversität anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums von Privatuniversitäten in Österreich. Als Beleg nennt er neben den insgesamt 18.197 Absolventen und aktuell 14.446 Inskribierten an den 14 heimischen Privatunis die Ergebnisse der aktuellen Studierenden-Sozialerhebung des IHS sowie Auszeichnungen wie den Ars Docendi. Auch in der Forschung seien die Privatuniversitäten angekommen. Ein Grund dafür seien diverse Maßnahmen des zuständigen Ministeriums gewesen.

Schrittweise Integration

Als Meilensteine nennt der Öpuk-Präsident u. a. die Vereinigung der vormals getrennten Akkreditionsgremien und den Zugang zu öffentlichen Forschungsprogrammen im Jahr 2012 sowie die Aufnahme der Privatuniversitäten in die Hochschulkonferenz und die ihrer Studierenden in die ÖH 2014. Die Öpuk ist auch Gründungsmitglied der 2018 ins Leben gerufenen Europäischen Vereinigung Euphe, die 250 private Hochschulen vertritt.

Trotz des insgesamt positiven Tenors gibt es offene Punkte. So mahnt Wöber etwa „faire Wettbewerbsbedingungen“ ein, wobei er insbesondere auf die kostenpflichtigen Weiterbildungsangebote der von öffentlicher Hand finanzierten Universitäten abzielt, aber auch auf ausländische Anbieter, die in Österreich aktiv sind. Auch das Thema Autonomie liegt der Öpuk am Herzen. Vorgaben bezüglich Qualitätsmanagement und Organisation sollten laut Wöber eher internationalen Standards folgen als dem Universitätsgesetz für öffentliche Unis.

Elmar Pichl, Leiter der Hochschulsektion des BMBWF, signalisiert Entgegenkommen. Die Privatuniversitäten hätten sich in der Hochschullandschaft etabliert, nach 20 Jahren seien andere Rahmenbedingungen möglich. Bereits 2020 könnten in Evaluierung befindliche Regelungen einfachere Verfahren und Verbesserungen im Wettbewerb in den „gewachsenen Strukturen“ bringen. Wobei Details und Zeitplan wohl von der politischen Entwicklung im Herbst abhängen.

Das entscheidende Kriterium einer Privatuni ist ihre Finanzierung. Immerhin 21,5 Prozent der Einkünfte sind Zuwendungen von Ländern, Städten und Gemeinden. Weitere Einnahmequellen sind Spenden, Zuschüsse und Drittmittelprojekte. Die Studiengebühren finanzieren die Privatunis etwa zur Hälfte. Sie liegen laut Wöber zwischen 2600 Euro (Pflegewissenschaft) und 13.000 Euro (Zahnmedizin) im Semester. Wobei generell Studien aus dem Gesundheitsbereich an den Privatunis am gefragtesten seien. Angesprochen auf die Finanzierbarkeit für Studierende, verweist er auf die Möglichkeit von Studienkrediten sowie auf insgesamt 80 an den Privatunis verfügbare Stipendien.

Starke Zuwächse aus der EU

Trotz der finanziellen Hürden erfreuen sich die Privatunis regen Zuspruchs und verzeichneten im Studienjahr 2018/19 einen Zuwachs von sieben Prozent, bei Studierenden aus der EU sogar einen von 13 Prozent. Generell ist der Anteil an Ausländern an Privatunis mit 44 Prozent hoch (Unis 29, FH 19 Prozent). Diese kommen primär aus der EU. Den zuletzt rückläufigen Anteil an Studierenden aus Drittstaaten führt Wöber neben den Studiengebühren auf das restriktive Fremdenrecht zurück. Er wünscht sich unter nach dem Vorbild der Niederlande die Möglichkeit, dass Universitäten Aufenthaltsberechtigungen für ihre Studierenden beantragen.

In Forschung kompetitiv

Eine immer wieder geäußerte Kritik an Privatunis ist, dass sie die zum Universitätsbegriff gehörige Forschung vernachlässigen. Hier verweist Wöber darauf, dass die Institutionen relativ jung seien und der Aufbau entsprechender Strukturen Zeit brauche. Als Beleg für das bereits jetzt hohe Niveau der Forschung nennt Sabine Schuster, Öpuk-Vorstandsmitglied und Rektorin der Umit, das Abschneiden der Privatunis bei Ausschreibungen von Fördergeldern, die 15 Prozent der F&E-Ausgaben der Privatunis decken. Besonders stolz ist man auf das gute Abschneiden bei Ausschreibungen des grundlagenforschungsorientierten FWF. Dieser bewilligte 2018 Privatuniversitäten insgesamt 2,8 Millionen Euro, die Erfolgsquote bei Ausschreibungen betrug überdurchschnittlich 28 Prozent.

INFORMATION

Privatuniversitäten sind in Österreich seit einem entsprechenden Bundesgesetz im Jahr 1999 möglich. Mittlerweile gibt es inklusive der kürzlich eröffneten Bertha-von-Suttner-Privatuni 14 in Österreich akkreditierte Privatuniversitäten mit insgesamt 14.446 Studierenden. Studiengebühren machen etwa die Hälfte der Einnahmen aus, 21,5 Prozent kommen von Ländern, Städten und Gemeinden, der Bund darf keine Privatunis finanzieren. www.oepuk.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2019)

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