Wenn die letzten Wiesen weichen

Österreichs Naturraum ist nicht grenzenlos. Südosttangente, Wien.
Österreichs Naturraum ist nicht grenzenlos. Südosttangente, Wien.(c) Drlik
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Täglich werden österreichweit Flächen in der Größe von 16 Fußballfeldern verbaut – und das auch noch an den falschen Orten. Höchste Zeit für ein Umdenken, meint der Raumplaner Gernot Stöglehner.

Weltweit verliert die Menschheit jährlich mehrere Millionen Hektar an fruchtbarem Boden. Österreich, das Land das so stolz auf seine schöne, gesunde Landschaft und die verträgliche Landwirtschaft ist, trägt im Schnitt der vergangenen drei Jahre jeden Tag rund zwölf Hektar an neu genutzter Fläche für Bauland und Infrastruktur bei. Das entspricht 16 Fußballfeldern – täglich. Dabei hatte sich die damalige österreichische Bundesregierung bereits 2002 das Ziel gesetzt, den täglichen Flächenverbrauch auf 2,5 Hektar zu reduzieren. Ein Ziel, zu dem sich auch die letzte Regierung bekannt, die jedoch keine wahrnehmbaren Maßnahmen zur Erreichung beigetragen hat. Gernot Stöglehner, Professor am Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung an der Universität für Bodenkultur Wien, kennt viele sinnvolle Planungsinstrumente zur Steuerung – doch Raumplanung allein kann ohne politischen und gesellschaftlichen Wertewandel keine Trendwende herbeiführen.


Herr Stöglehner, Experten warnen schon lange, dass der hohe Flächenverbrauch in Österreich schwerwiegende Folgen haben wird. Warum ist gerade in einem kleinen Land wie Österreich, mit enden wollenden Bodenressourcen, der Flächenverbrauch so hoch?
In Österreich wird tatsächlich überdurchschnittlich viel Fläche für Bauland und Infrastruktur in Anspruch genommen. Problematisch ist dabei nicht nur der Flächenverbrauch, sondern auch, dass die Flächen an falschen Orten verbraucht werden. Wir planen Städte und Siedlungen immer noch so, dass weite Wege und Distanzen zwischen den verschiedenen Nutzungen mit dem Auto zurückgelegt werden müssen. Dadurch ist in Österreich die durchschnittliche Straßenlänge pro Kopf extrem hoch. Diese Situation wirkt sich nicht nur negativ auf die Lebensqualität aus, sie führt auch zu massiven Verkehrs- und Treibhausgasbelastungen und zu dem angesprochenen hohen Flächenverbrauch. Zusammen treibt das die Klimakatastrophe und den zunehmenden Biodiversitätsverlust voran.

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