Arche ohne Noah: Kinder- und Jugendbücher für den Sommer

Heinz Janisch, Hannes Binder: Die zweite Arche.
Heinz Janisch, Hannes Binder: Die zweite Arche.(c) Atlantis im Orell Füssli Verlag
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Was Zentauren in der Sintflut taten. Und ein Fuchs im Caspar-David-Friedrich-Wald. Wie poetisch ein Dreieck sein kann und wie schön-schaurig der Beginn weiblicher Pubertät.

Als Noahs Arche mit den Tieren darauf davonfuhr, waren da noch andere auf dem Strand, die nicht mitfahren konnten? Ja! Zum Beispiel ein Einhorn und ein paar Zentauren, Pegasus, Vogel Greif, eine Sphinx und – kannten Sie den? – ein Zyphius, halb Fisch, halb Drache. Im Bilderbuch „Die zweite Arche“ wirbelt der lang gediente österreichische Kinderbuchautor und ORF-Journalist Heinz Janisch Bibelpersonal, griechische und ägyptische Fabelwesen durcheinander, die offenbar eines gemeinsam haben: Sie sind anders als die anderen. Auch der mit Noah um 17 Ecken verwandte Alef ist es schon gewohnt, dass alle auf ihn vergessen. Doch sie bauen sich kurzerhand eine zweite Arche und überleben so die Flut. „Wir sind anders als die anderen, und das ist gut so. Sie brauchen uns. Wir werden da sein, vor und hinter ihnen, in der Mitte und am Rand, sichtbar und unsichtbar“, sagen sie sich, bevor sie sich in alle Windrichtungen zerstreuen. Wie aus der Dunkelheit heraus leuchten hier die großen schraffierten Zeichnungen vor schwarzem Hintergrund, die ein wenig mit der Ästhetik von Jugend-Bibeln spielen. Sie beherrschen dieses karg, aber nachdrücklich getextete Buch. Sie verzichten auf billige Verkindlichung, beschwören vielmehr den fremdartigen Zauber – ja, muten die archaische Kraft der alten Mythen den Kindern zu. Wie schön.

Heinz Janisch, Hannes Binder: Die zweite Arche. Ab 4 Jahren. 32 S., € 15,40 (Atlantis im Orell Füssli Verlag).

FAST ZU SCHÖN, UM ZU SEIN.

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