Gipfeltreffen der Helden

Friedrich Ani: „All die unbewohnten Zimmer“
Friedrich Ani: „All die unbewohnten Zimmer“Suhrkamp-Verlag
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In seinem neuen Kriminalroman versammelt Friedrich Ani seine bekannten Ermittler. Eigenwillig und wortkarg gehen sie an den gewaltsamen Tod eines jungen Polizisten heran.

Vier Ermittler, vier Eigenbrötler: Der Münchner Autor Friedrich Ani lässt gleich drei der Kommissare auftreten, die man aus seinen erfolgreichen Krimis bereits kennt, eine neue Kriminalbeamtin kommt als Nummer vier dazu: Fariza Nasri ist die Neue, eine schlaue wie toughe Ermittlerin, die an Geschehnissen zu kiefeln hat, die mit ihrer Strafversetzung endeten. Die alten Helden des Ani-Kosmos sind Tabor Süden, der wortkarge Vermisstensucher, der sich selbst am Rand der Gesellschaft befindet. Er trifft auf den zärtlichen Ermittler Jakob Franck und auf den ehemaligen Mönch Polonius Fischer.

Vier so starke Persönlichkeiten in einem Buch – kann das gut gehen? Ani nimmt sich 500 Seiten lang Zeit für seine Figuren, lässt sie viel nachdenken, beobachten und wenig sprechen. Sie nehmen all die gestrandeten, die unsichtbaren und gescheiterten Existenzen wahr, deren Spuren sich in der Großstadt verlieren. Trist ist dieses müde München der Verlorenen, das Friedrich Ani in den facettenreichsten Grautönen beschreibt. Erst allmählich fügen sich die vielen Fragmente der ausgefransten Geschichte (ein junger Polizist auf Streife wurde erschlagen) zu einem Ganzen. Es dauert ein wenig, bis sich Zusammenhänge offenbaren. Einfache Antworten haben die vier Ermittler nicht parat: Viel zu vielschichtig und verworren sind die Realitäten und scheinbaren Zufälle, die dieser Roman aufzeigt. zoe

Friedrich Ani: „All die unbewohnten Zimmer“, Suhrkamp-Verlag, 494 Seiten, 22,70 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2019)

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