Martin Karplus: Die späte Versöhnung eines Vertriebenen

Weltbekannter Nobelpreisträger, leidenschaftlicher Forscher und passionierter Fotograf: Martin Karplus.
Weltbekannter Nobelpreisträger, leidenschaftlicher Forscher und passionierter Fotograf: Martin Karplus.CJ GUNTHER / EPA / picturedesk.comc
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Seine Computermodelle simulieren chemische Reaktionen Richtung Cyberspace. Nach der Nobelpreis-Verleihung wird Martin Karplus endlich auch in Österreich gefeiert und gewürdigt. 76 Jahre davor durften seine beiden besten Freunde plötzlich nicht mehr mit ihm spielen, denn er sei ja Jude . . .

Pagat ultimo, Uhu im vorletzten Stich, Kanari im drittletzten Stich“, schallt es durch den Salon. Im zweiten Stock des Palais Auspitz-Lieben an der Ringstraße, oberhalb des Cafés Landtmann und des legendären Salons von Berta Zuckerkandl. Auf einem Klapptisch spielt Johann Paul Karplus, Neurophysiologe und Primar der Polyklinik, mit seinen Freunden Tarock. Sehr gern ist auch Sigmund Freud in der fröhlichen Kartenrunde der Wiener Ärzte dabei.

Gastgeber Karplus stirbt 1936, sein ältester Sohn, Hans, der Vater des späteren Nobelpreisträgers Martin Karplus, ist als Einziger zur Zeit der Machtergreifung durch die Nazis in Wien und wird für mehrere Monate gefangen gehalten, man will das beträchtliche Vermögen der großbürgerlichen Familie arisieren. Hans Karplus gelingt es zumindest, vier Möbelcontainer zu organisieren, und sendet sie an seine Brüder nach Palästina und Amerika, wohin er Monate später selbst flüchtet.

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