Formel 1: Der Langeweile davongefahren

Kühler Kopf in der Hitzeschlacht von Spielberg: Max Verstappen.
Kühler Kopf in der Hitzeschlacht von Spielberg: Max Verstappen.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Max Verstappen verpatzte den Start und gewann nach einer furiosen Aufholjagd doch noch den GP von Österreich vor Ferrari-Pilot Charles Leclerc. Nach zweistündiger FIA-Untersuchung wurde der Sieg bestätigt.

Spielberg. Max Verstappen hat es geschafft, der Niederländer hat den Bann nach acht Mercedes-Siegen durchbrochen. Der RB-Fahrer feierte einen sensationellen Heimsieg in Spielberg, Tausende in Orange gefärbte Fans feierten diese Triumphfahrt. Der 21-jährige Formel-1-Star gewann nach einem vollkommen verpatzten Start und einer furiosen Aufholjagd – und einer umstrittenen Kollision mit dem lange Zeit Führenden Charles Leclerc (Ferrari).

Die Berührung in der 69. Runde wurde von den Stewards jedoch zwei Stunden lang noch geprüft. Das löste zig Diskussionen aus. Es war aber ein Vorfall, wie er in jedem Rennen passieren kann. Dann die lapidare Antwort der Stewards: „No further action“.

Der sechste Sieg des Niederländers ist zugleich der erste für Motorenhersteller Honda seit 2006. Nach dem Großen Preis von Österreich sprach keiner mehr von Monotonie bzw. Fadesse. Überholmanöver, Rad-an-Rad-Duelle, Crashs – dieser GP gilt als echtes Lebenszeichen der Rennserie. Allerdings: Lewis Hamilton, der Brite wurde Fünfter. Immerhin landete der britische Mercedes-Star nach zuletzt vier Siegen in dieser Saison nicht auf dem Podest. Er bleibt überlegen WM-Führender mit 197 Punkten vor Bottas (166) und Verstappen (126).

Start verschlafen

33 Grad Luft- und 58 Grad Asphalttemperatur, in Spielberg waren alle auf extreme Hitze eingestellt. Hamilton sprach vom „heißesten Rennen“, das ich je gefahren bin“, verpatzte aber nicht den Start so wie Verstappen. Während Leclerc im Ferrari von Pole-Position fehlerfrei startete, fiel der Niederländer von Position zwei auf sieben zurück. Sein Rennen schien nach der ersten Kurve verloren, der Sieg wie im Vorjahr nicht zu wiederholen.

Dass Ferrari beim Wechsel (Vettel) gewaltig patzte und Techniker auf der Suche nach ihrer Position regelrecht umherirrten, zeigt die Unsicherheit bei der Scuderia. Ob es ein zu hohes Risiko war, auf die weichen Reifen zu setzen? Im Finish hatte Verstappen jedenfalls den besseren Grip und die weitaus bessere Performance als Leclerc, der Runde für Runde seine Felle davonschwimmen sah und unaufhaltsam Zeit einbüßte. Selbst als sein Motor Energie zu verlieren drohte, blieb der Niederländer gelassen und gab Gas.

Wie man die Trendwende in der Formel 1 schafft und für Spannung sorgt, ist in Spielberg mehr als deutlich geworden. Ein schnelles Qualifying, Risiko im Rennen (Reifen), flotte Boxenstopps (2,3 Sek. Leclerc) und das richtige Zeitmanagement – damit ist dem zumeist überlegenen Mercedes-Team die Vorfahrt abzunehmen. Verstappen hat also der kompletten Szene Hoffnung gemacht; und in der WM warten noch elf Rennen. Allerdings: Spielberg gilt bei Mercedes als nicht sonderlich beliebte Strecke. Der langen Geraden, der nötigen Power wegen. Motorsportchef Toto Wolff wusste das. Wohl auch deswegen blieb er nach dieser Niederlage so gelassen.

Ungewissheit im Vertragspoker

203.000 Zuschauer strömten zum GP von Österreich, es war das zweitbeste Ergebnis seit dem F1-Comeback 2014. „Die Zuschauerzahlen sind sensationell“, freute sich Ringmanager Philipp Berkessy. Ob das auch die Karten im Poker über eine Verlängerung des F1-Vertrages mit Dietrich Mateschitz verbessert? Er läuft 2020 aus, es geht um kolportierte 15 Millionen Euro „Mitgliedsbeitrag“, die jährlich fällig werden.

Ob F1-Eigentümer „Liberty Media“ diese Summe anhebt, Mateschitz mitspielt, alles bei der noch von Bernie Ecclestone ausverhandelten Partnerschaft gleich bleibt – oder alles endet? Die Verhandlungen dazu laufen, bestätigt RB-Berater Helmut Marko. Mehr gebe es dazu nicht zu sagen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2019)

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