Abschied: Michael Bünker und der „gute Kampf“

Michael Bünker.
Michael Bünker.(c) APA/HELMUT FOHRINGER
  • Drucken

Der evangelische Bischof wurde 65-jährig feierlich aus dem Amt verabschiedet.

Es war im April 1968, nach den Attentaten auf Martin Luther King und Rudi Dutschke, als der 14-jährige Pfarrerssohn Michael Bünker, bewegt von solchen Eindrücken und vom rebellischen Zeitgeist, konfirmiert wurde. Als Konfirmationsspruch bekam er, wie vor ihm schon sein Vater von seinem Großvater, der ebenfalls Pfarrer war, eine Stelle aus dem Brief des Paulus an Timotheus auf den Weg: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens.“

Über diesen Satz predigte Bünker am Samstag in der bis in die obersten Ränge dicht gefüllten evangelischen Stadtkirche im Gottesdienst zu seiner Verabschiedung aus dem Bischofsamt nach zwölf Jahren. Es war, typisch für Bünker, eine Predigt, die Intellekt, Gefühl, Humor und Engagement vereinte. Er erklärte, wie der gar nicht weltfremde Paulus mit dem Wort Kampf auf die isthmischen Spiele in Korinth anspielte; und er brachte aktuelle Beispiele des „guten Kampfes“: Carola Rackete, die in Lampedusa verhaftete Kapitänin der Sea-Watch 3; die an Freitagen streikenden Jugendlichen. Sich selbst billigte er für seinen Ruhestand auch ein wenig Muße zu: Schließlich habe Luther geschrieben, man diene Gott „durch keine Sache mehr als durch Nichtstun“. Und Bünker schloss zuversichtlich: Es gehe um das gute Leben für alle. „Es wird gut, weil Gott es gut machen wird.“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen lobte das Engagement der evangelischen Kirche und Bünkers „unerschrockenen Blick in die Abgründe der Geschichte der eigenen Kirche“, also die Aufarbeitung ihrer Verfehlungen in der NS-Zeit. Bürgermeister Michael Ludwig erinnerte an die gemeinsame Zeit in Floridsdorf, wo Bünker Pfarrer war, und an ein Fest mit lauter Michaels. Besonders berührend war die Ansprache des katholischen Weihbischofs Helmut Krätzl, der just an diesem Tag auf seine Priesterweihe vor 65 Jahren zurückblicken konnte. Er erinnerte an das 2003 gemeinsam verfasste Sozialwort und plädierte für das gemeinsame Abendmahl: „Wenn wir gegenseitig die Taufe anerkennen, dann verstehe ich nicht, warum wir bis heute den eucharistischen Leib nicht teilen.“

Vor der Predigt hatte Bünker geduldig gewartet, bis Schlagzeuger Joris Dudli sein Drumkit abgebaut hatte. Aus Solidarität, wie er erklärte, schließlich sei er selbst Schlagzeuger. Mit einem Konzert seiner Band Kreuzweh endete dann auch das sommerliche Abschiedsfest im Schutzhaus „Zur Zukunft“ auf der Schmelz. (tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.