Die U4 als Herausforderung

Tausende Touristen, die nach Schönbrunn hinaus wollen, werden auf der grünen Linie ihr blaues Wunder erleben.
Tausende Touristen, die nach Schönbrunn hinaus wollen, werden auf der grünen Linie ihr blaues Wunder erleben. (c) imago/Rudolf Gigler (Rudi Gigler)
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Zwei Monate Sperre. Schönbrunn rückt weit weg.

„Die U4-Modernisierung ist für uns und unsere Fahrgäste eine Herausforderung“, liest man auf der Info-Seite der Wiener Linien. Zumindest was die Fahrgastseite betrifft, können wir da mitreden. Wir stimmen gerne zu, mit einer kleinen inhaltlichen Erweiterung, wenn es erlaubt ist: Die U4 ist für die Fahrgäste das ganze Jahr über eine Herausforderung. Wenn man 600 mal pro Jahr einsteigt wie der Autor dieser Zeilen, ist man U-Bahn-Routinier, benützt man dann auch noch täglich die U3 hinaus nach Erdberg und gelegentlich auch zur Strafverschärfung die U6, gehört man zu den Experten. Besonders, wenn man manchmal die Fahrzeit mit der Lektüre der Webseite f59.at verbringt. Hier werden die Störungen der letzten 30 Tage aufgelistet (ohne Verspätungen). Sehr lesenswert, es gibt schon eine Bachelorarbeit darüber. Der 28. Juni zum Beispiel war ein rabenschwarzer Tag für die Öffis, es begann mit Verkehrsstörungen bei den Nachtbussen um 1 Uhr 36 und und 2 Uhr 13 (Wien schläft also nie) und endete nach 26 weiteren Rettungseinsätzen, Störungen oder Verkehrsunfällen knapp vor Mitternacht. Da kam wohl viel zusammen an diesem heißen Freitag, dem letzten Schul- und ersten Ferienstimmungstag.

Spricht man vom Verkehr, meint man ein dynamisches Geschehen. Somit ruft der Stillstand eines Verkehrsmittels Frustration hervor. Man rechnet nicht damit. Über den Sommer wird es jedenfalls zumindest zwischen Karlsplatz und Längenfeldgasse keinen U4-Ärger geben über heiße und überfüllte Waggons, über Verspätungen, Defekte oder Papiermüll, der sich ohne Genierer den Namen Zeitung aneignet. Die U4 fährt in diesem Abschnitt gar nicht, die Linie wird „in gerade einmal zwei Monaten“ generalsaniert. Wir danken herzlich für diese aufmunternde Formulierung: „Gerade einmal zwei Monate“, das klingt ja extrem kurz. Man bedenke, wie lange der Bau des Berliner Flughafens brauchte! Und man weiß ja aus eigener Lebenserfahrung, wie rasch zwei Monate Sommerferien vorbei sind. Tausende Touristen, die nach Schönbrunn hinaus wollen, werden auf der grünen Linie ihr blaues Wunder erleben. Die vorgeschlagenen Alternativrouten haben ja ihren ganz eigenen Charme: Die Straßenbahnlinie 6, der 13 A und die besagte U6. Na, dann schönen Sommer!

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