Bericht: Boeing ließ 737-Max-Software in Indien programmieren

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US-GROUNDING-OF-BOEING-737-MAX-PLANES-EXTENDED-AS-NEW-FLAW-IN-SOAPA/AFP/GETTY IMAGES/STEPHEN BRA
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Neue Details rund um die Boeing-Unglücksmaschine 737 Max kommen ans Licht. Ehemalige Ingenieure werfen dem Flugzeugbauer vor, bei der Programmierung der Software zu viel gespart zu haben.

Für Boeing wird es in Sachen 737 Max wieder einmal ungemütlich. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Boeing-Ingenieure berichtet, wurden Teile der Software für die Unglücksmaschine in Indien von billigen Arbeitskräften programmiert. Die Nachricht führte prompt zu Kursverlusten. 

Zur Erinnerung: Der Boeing-Flieger stürzte zweimal ab. Beim Absturz einer 737 Max in Indonesien im Oktober 2018 waren alle 189 Insassen ums Leben gekommen. Bei einem weiteren Unglück im März in Äthiopien starben dann 157 Menschen. Unfallursache dürfte in beiden Fällen ein Problem mit der Software gewesen sein. Seit Mitte März gibt es ein weltweites Flugverbot, die Untersuchungen dauern an.

Zeit- und Kostendruck

Die Max-Software wurde programmiert, als Boeing unter starken Kosten- und Zeitdruck gestanden ist, heißt es in dem Bericht. Außerdem habe es einen Mangel an Fachkräften gegeben.

Daher habe man sich entschieden, einen Teil der Entwicklung auszulagern, und das in Länder wie Indien, wo Programmierer für neun Dollar pro Stunde daran arbeiteten. Der Vorwurf der nun erhoben wird: Das Land hat nicht genug Erfahrung mit Flugzeugtechnik. Öfter habe es Probleme mit dem Code gegeben, weil die Programmierer in Indien nicht qualifiziert genug gewesen seien, sagt etwa Mark Rabin, ein ehemaliger Boeing-Ingenieur gegenüber "Bloomberg". Rabin sagt auch, die Subunternehmer hätten unerfahrene Programmierer nach ihrem Hochschulabschluss verpflichtet, um billig für Boeing liefern zu können.

Boeing weist Vorwürfe zurück

Boeing weist diese Vorwürfe zurück. So hätten indische Programmierer nichts mit der Entwicklung des umstrittenen Stabiliserungssystems MCAS zu tun gehabt. Sicherheit habe stets höchste Priorität gehabt, so ein Sprecher. Auch der indische Boeing-Zulieferer HCL, der im Bericht genannt wurde, meldete sich zu Wort. Mit den Softwareproblemen der 737 Max habe man nichts zu tun.

Es ist jedenfalls nicht das erste Mal, dass sich Boeing-Mitarbeiter beklagen, zu wenig Zeit und Ressourcen bei der Entwicklung der Boeing 737 Max gehabt zu haben. Und auch ein US-Pilot erhob vor kurzem schwere Vorwürfe gegen den Flugzeughersteller. Er initiierte eine Sammelklage wegen „beispielloser Vertuschung“.

(sk)

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