Zaumzeug für Google

Zaumzeug fuer Google
Zaumzeug fuer Google(c) AP (Paul Sakuma)
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Google sammelt selbst dann Daten über Internetnutzer, wenn diese die Suchmaschine gar nicht verwenden. Mit ein paar Tricks kann man den dreisten Spion bändigen.

Wer mit Google auf Informationssuche geht, nimmt in Kauf, dass sämtliche Daten des Suchvorgangs gespeichert werden. Die mächtige Suchmaschine ist aber auch weit darüber hinaus wissbegierig. Selbst wenn man sich weigert, Googles Dienste in Anspruch zu nehmen, wird das eigene Surfverhalten akribisch beobachtet. Mehr als drei Viertel aller beliebten deutschsprachigen Webseiten haben Schätzungen zufolge Analysewerkzeuge von Google integriert. Sei es, um mit Werbeanzeigen Geld zu verdienen, Nutzungsstatistiken zu erhalten oder die Webseite in den Suchergebnissen weiter nach oben zu bringen.

Interessensprofile für alle Nutzer. Informationen über Nutzer sammelt Google über Serverprotokolle und sogenannte Cookies. Das sind kleine Dateien, die den Browser des Nutzers wieder erkennbar machen. Bei einer Suchanfrage protokolliert Google etwa die IP-Adresse des Computers, Datum und Uhrzeit der Anfrage, den Suchbegriff und das verwendete Browser-Programm. Diese Informationen werden über das Cookie einem bestimmten Browser zugewiesen. Nach und nach entsteht so ein Profil über die Interessen eines bestimmten Nutzers. Dieses Profil wird verwendet, um passende Werbung auf Webseiten anzubieten, die mit Google-Anzeigen Geld verdienen. Nutzer werden nicht erst um Erlaubnis gebeten, ob diese Daten gesammelt und dieses Profil angelegt werden dürfen. Die wenigsten wissen, dass sich dieses Verhalten von Google deaktivieren lässt. Die entsprechende Option ist nur schwer zu finden und versteckt sich in den Nutzungsbedingungen unter der Adresse www.google.com/intl/de/privacy_ads.html.

Dort kann man auch das eigene Profil einsehen, das oft mit den wirklichen Interessen und Hobbys nur wenig zu tun hat.

Wachhund „Toolbar“. Noch mehr Daten sammelt Google über die beliebte „Toolbar“, die in Browsern installiert werden kann, um einen schnellen Zugriff auf alle Dienste von Google zu haben. Die Option „Nutzungsstatistik an Google senden“ ist von Beginn an standardmäßig aktiviert. Laut Google werden Informationen zur „Zuverlässigkeit“ der Toolbar übermittelt. Ein wenig konkretere Daten sendet die Funktion „PageRank“. Sie zeigt über einen kleinen grünen Balken an, für wie wichtig Google die gerade angezeigte Webseite hält, und sendet „Adressen und andere Websiteinformationen zum Zeitpunkt Ihres Besuchs an Google“. Auch PageRank lässt sich deaktivieren – die passenden Optionen verstecken sich hinter dem Schraubenschlüssel-Symbol am rechten Rand der Toolbar.

Die Suchmaschine Google sammelt auch Daten, um die Ergebnisliste künftiger Suchanfragen nach individuellen Bedürfnissen zu gestalten. Dieses „Webprotokoll“ ist über einen Link am rechten oberen Seitenrand der Ergebnisseite zugänglich und kann dort deaktiviert werden. Hat man einen Google-Account und ist eingeloggt, speichert das Webprotokoll jede besuchte Webseite – ähnlich der Browser-History. Das Webprotokoll kann komplett deaktiviert werden. Es lassen sich aber auch nur einzelne Einträge löschen.

Vielen registrierten Nutzern ist gar nicht bewusst, in welchen Bereichen Google Informationen über sie gespeichert hat. Einen Überblick bietet www.google.com/dashboard.Wer seinen Account vollständig löschen will, findet die gut versteckte Option auf www.google.com/accounts unter „Meine Produkte > Bearbeiten“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2010)

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