Alkoholverbot: Praterstern bleibt nüchtern

Soziale Arbeit, Polizeipräsenz, Tageszentren: Für die sozialen Brennpunkte Wiens (Bild: Praterstern) werden maßgeschneiderte Lösungsansätze versucht.
Soziale Arbeit, Polizeipräsenz, Tageszentren: Für die sozialen Brennpunkte Wiens (Bild: Praterstern) werden maßgeschneiderte Lösungsansätze versucht. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Stadt Wien nimmt nun auch andere Hotspots ins Visier: den Bahnhof Floridsdorf und die U6-Stationen Josefstädter- und Gumpendorfer-Straße.

Wien. Schon im April war das Alkoholverbot am Praterstern ein Jahr alt, aber erst gestern, Dienstag, zog Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) die versprochene Bilanz. Nun steht fest: Am Praterstern bleibt der Alkoholkonsum weiterhin untersagt, ausgedehnt wird das Verbot aber vorerst nicht. Für andere Hotspots Wiens werden alternative Maßnahmen ergriffen. Diese wurden von Ludwig, Ulrike Sima, Stadträtin für den öffentlichen Verkehr, und Sozialstadtrat Peter Hacker (alle SPÖ) präsentiert.

Praterstern

Das Alkoholverbot an diesem Verkehrsknotenpunkt (täglich 150.000 Passanten) ging mit einer intensiveren Präsenz von Polizeibeamten und Sozialarbeitern einher. Auch bessere Beleuchtung und häufigere Reinigungsarbeiten sollen dazu beitragen, das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Das Waffenverbot bleibt gleichfalls.

Im Zuge zweier Befragungen der Wiener Linien gaben 80 Prozent von 2600 Personen an, „mit ihrer persönlichen Sicherheit am Praterstern (sehr) zufrieden“ zu sein. Die Polizei beobachtet einen deutlichen Rückgang der Kriminalität. Drei von vier Frauen fühlen sich laut Befragung sicherer. „Ich bin sehr stolz auf unsere Polizei“, so Michael Ludwig. Und eben weil es bisher laut dem Bürgermeister so gut funktioniert hat, bleibt das Alkoholverbot am Praterstern weiterhin bestehen.

Bahnhof Floridsdorf

Am Bahnhof Floridsdorf (im 21. Bezirk lebt Michael Ludwig) sieht der Bürgermeister das Alkoholproblem hingegen weniger dramatisch. Im Gegensatz dazu wünscht der SPÖ-geführte Bezirk ein Alkoholverbot am Franz-Jonas-Platz und rund um den Bahnhof. Ludwig erwidert: „Ein Alkoholverbot würde hier nichts bringen.“ Denn ein Betrunkener, der auf einer Parkbank schläft, tue niemandem weh. Stattdessen sollen hier künftig mehr Polizisten und Sozialarbeiter eingesetzt werden. So werden Obdachlose in „Chancenhäuser“ des Fonds Soziales Wien vermittelt und Besuche der Tageszentren verstärkt angeboten.

U6 Josefstädter Straße

Für das Tageszentrum Obdach Josi wird ein neuer betreuter Außenbereich geplant, endlich geschützt vor den Blicken von Passanten.

U6 Gumpendorfer Straße

An der U6-Station Gumpendorfer Straße wurde ein Polizei-Container eingerichtet. 50 Prozent mehr Mitarbeiter kommen hier zum Einsatz, sowohl in zivil, als auch uniformiert. Diese Beamten seien zusätzlich aktiv und würden nicht woanders abgezogen, versicherte Stadträtin Sima. Mit „sanftem Druck“ gelte es, die Szene zu verlagern. Peter Hacker ergänzt: „Wir haben die Menschen hinsichtlich sozialpolitischer Maßnahmen nicht verloren.“ Das heißt: Problemzonen werden nicht verschoben, sondern durch Sozialarbeit betreut. (ozl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2019)

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