Kaum ist Christine Lagarde für den Top-Job in der EZB nominiert, beginnt das Garangel um die Nachfolge an der IWF-Spitze. George Osborne hält sich geeignet.
Nach der Nominierung von IWF-Chefin Christine Lagarde als Präsidentin der EZB strebt offenbar der britische Ex-Finanzminister George Osborne ihr Amt an. Mehrere britische Zeitungen berichteten am Donnerstag unter Berufung auf Freunde Osbornes, er halte sich selbst für einen Kandidaten, der mit der Unterstützung der britischen, der US- und der chinesischen Regierung rechnen könne.
Für den Job an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) sei ein "fähiger politischer Kommunikator" nötig, "kein Technokrat", zitierte die "Financial Times" am Donnerstag aus dem Umfeld Osbornes. Der konservative Politiker war von 2010 bis 2016 Finanzminister unter Premier David Cameron und arbeitet derzeit als Chefredakteur der Zeitung "Evening Standard".
Osborne hatte gegen die Abspaltung Großbritanniens von der EU gekämpft. In jüngster Zeit habe er sich aber den beiden Kandidaten für den Vorsitz der Tory-Partei und damit für das Amt des Premierministers angenähert, schrieb die "Daily Mail". Kürzlich sprach er sich für Brexit-Hardliner Boris Johnson aus.
Als Kandidat für den IWF-Spitzenposten braucht Osborne die Unterstützung der Regierung. In der britischen Presse wird auch Zentralbankchef Mark Carney als geeigneter Nachfolger Lagardes genannt. Seine Amtszeit endet bald, seine Kompetenz sei anerkannt. Zudem besitze er die kanadische, die britische und auch die irische Staatsbürgerschaft - damit könne er Europa repräsentieren. Traditionell steht ein Europäer an der Spitze des Internationalen Währungsfonds.
Lagarde war am Dienstag beim EU-Sondergipfel in Brüssel als künftige Präsidentin der Europäischen Zentralbank nominiert worden. Die 63-Jährige erklärte daraufhin, sie lasse ihren Posten an der IWF-Spitze während der Nominierungsphase ruhen.
Lagarde war seit 2011 IWF-Chefin und die erste Frau auf dem Führungsposten der wichtigen Finanzorganisation. Ihre zweite Amtszeit endet eigentlich Mitte 2021.
(APA/AFP)