Finanzinvestoren kaufen Osram

Das waren noch Zeiten: Osram-Fabrik in der Siemensstadt in Berlin.
Das waren noch Zeiten: Osram-Fabrik in der Siemensstadt in Berlin. (c) imago images / Schöning (Schoening)
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Carlyle und Bain Capital bieten für den Lichtspezialisten 3,4 Mrd. Euro und wollen die 26.000 Beschäftigten mit Jobgarantien beruhigen. Die Aktionäre applaudieren.

München. Die alte Strahlkraft ist schon lang verblasst, die neue noch nicht gefunden: Vor vier Jahren hat Osram das einstige Kerngeschäft mit Glüh- und LED-Lampen verkauft. Vor einer Woche folgte das defizitäre Geschäft mit Büro-, Straßen- und Stadion-Beleuchtungen. Jetzt steht der deutsche Konzern, der 2013 von Siemens abgespalten und an die Börse gebracht wurde, selbst in der Auslage.

Mittwochabend bestätigte Osram, dass die Finanzinvestoren Carlyle und Bain Capital ein verbindliches Kaufangebot abgegeben haben. Sie wollen das Traditionsunternehmen für 3,4 Mrd. Euro übernehmen und bieten den Aktionären 35 Euro je Aktie.

Gestern, Donnerstag, beriet der Aufsichtsrat in einer Sondersitzung das Offert. Die Aktionäre haben schon entschieden: Der Kurs sprang noch am Mittwoch um gut zehn Prozent nach oben und legte am Donnerstag um weitere fünf Prozent auf knapp 33 Euro zu. Zur Erinnerung: Anfang 2018 kostete das Osram-Papier 77,6 Euro, Anfang Juni nur mehr 25 Euro.

Der Kursverfall ist ein Zeichen für den massiven und schmerzhaften Umbau weg vom klassischen Leuchtenproduzenten zum Spezialisten für digitale Lichtlösungen, den Konzernchef Olaf Berlien vorantreibt. Sechs Gewinnwarnungen binnen eines Jahres zeugen ebenfalls von den Problemen.

Die vom österreichischen Erfinder Carl Auer von Welsbach geprägte Marke sorgte jahrzehntelang für gute Geschäfte des gleichnamigen Unternehmens, das 1906 als Deutsche Gasglühlicht-Anstalt gegründet worden war. Glühlampen waren die Erfindung des ausgehenden 20. Jahrhunderts und katapultierten die Firma, bei der Siemens bald an Bord kam, an die Weltspitze. Diese teilte Osram später mit Philips.

Für den ehemaligen ThyssenKrupp–Manager Berlien, der an der Konzernspitze bleibt, ist die Zukunft von Osram weder die Glühbirne noch die LED-Lampe für den Hausgebrauch, sondern das „digitale, intelligente und vernetzte Licht“ für Hightech-Anwendungen.

Wichtigster Kunde schwächelt

Die inzwischen starke Abhängigkeit von der Autoindustrie setzt Osram jedoch inzwischen massiv zu. Im Geschäftsjahr 2018/19 wird ein Umsatz- und Ertragseinbruch erwartet. Die Analysten der DZ Bank erwarten einen Umsatzrückgang um 16 Prozent auf 3,44 Mrd. Euro und einen Verlust von 198 Mio. Euro.

Die Ertragserosion belastete auch die Gespräche mit den Käufern, die erstmals im Februar publik wurden. Mit dem Beschluss des Aufsichtsrats dürfte nun eine monatelange Hängepartie zu Ende gehen, die auch die 26.000 Beschäftigten belastete. Carlyle und Bain Capital sind nun um Beruhigung bemüht und haben in einer Investorenvereinbarung Standort- und Beschäftigungsgarantien angeboten. Auch eine Zerschlagung des Unternehmens wird ausgeschlossen, der Firmensitz soll in München bleiben. Die Skepsis bleibt. Ein Insider sprach von „Garantien light“.

Ob die Übernahme glückt, hängt von den Aktionären ab. Die Bedingungen sind noch nicht bekannt, aber die Bieter brauchen mindestens 50 Prozent. Die größten Anteilseigner von Osram sind Fondsgesellschaften, allen voran Allianz Global Investors mit gut zehn Prozent. Ihr drohen Verluste, wenn sie an Bain und Carlyle verkauft. Als AllianzGI 2017 mehr als fünf Prozent publizierte, notierte die Osram-Aktie bei 67 Euro, als sie Ende 2018 weiter aufstockte, noch bei knapp 40 Euro.

Klar ist: „Sollte der Verkauf scheitern, droht der Osram-Aktie ein deutlicher Kursrückgang“, warnen die Analysten von Independent Research. (eid/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2019)

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