Mini-Revolution in Grün-Violett

Die Welt aus den Fugen; der Planet und mit ihm unser Universum, wie wir es kennen, vor der Implosion: So oder so ähnlich lauten die Hiobsbotschaften, die seit Nostradamus und Nestroys Zeiten auf uns einstürzen. Der Globus vor dem Weltuntergang?

Im Südwesten Londons, im All England Lawn Tennis and Croquet Club, scheint die grün-violette Welt noch intakt. Jahr für Jahr die heiligen Traditionen im „Tennis-Mekka“, in dem es aber nur die „Götter in Weiß“ gibt, den König und die Königin des Rasentennis auf der Jagd nach neuen Rekorden: Roger Federer und Serena Williams. Alles unverändert: die Menschenschlange vor den Kassen, der „Murray Mountain“, die Erdbeeren mit Schlag, die weißen Shorts und Shirts der Spieler. Selbst John McEnroe, der einstige Bad Boy, legt in der Kommentatorenbox mitunter Sakko und Krawatte an, als wäre er Mitglied der Royals. Die „cool-konservative“ Atmosphäre hat es auch Dominic Thiem angetan – leider viel zu kurz.

Und doch schleichen sich beiläufig Innovationen ein: Dass sich Prinzessin Kate aus der Royal Box zu den niedrigen Ständen auf die Nebenplätze begibt; dass die Anrede Miss oder Mrs. bei Spielerinnen wenig gentlemanlike wegfällt; dass im fünften Satz das Tie-Break beim Stand von 12:12 ausgetragen wird. Sage keiner, dass sich in Wimbledon nicht eine Mini-Revolution abspielt. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.