Wow, Heidi Hortens neues Museum in Wien

Ein eigenes Museum f�r die Heidi Horten Collection
Ein eigenes Museum f�r die Heidi Horten Collection(c) Heidi Horten Collection (Ouriel Morgensztern)
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Die Albertina bekommt eine illustre neue Nachbarin: Milliardärin Heidi Horten macht im Hanuschhof ihre Sammlung öffentlich, Direktorin wird Agnes Husslein. Ab 2022.

Das hätte sich Agnes Husslein wohl nie träumen lassen, als sie an dem Juniabend im Jahr 1996 im Londoner Sotheby's-Auktionssaal die Hand hob. Und oben behielt, viele viele Auktionslose lang. Die damalige Leiterin des Sotheby's-Büros Österreich kaufte für ihre anonym bleiben wollende Freundin Heidi Horten ein, um etwa 22 Millionen Dollar, wie die „New York Times“ über die „mysteriöse Bieterin“ am anderen Ende von Hussleins Telefon berichtete: Chagalls „Die Liebenden“, Paul Klees „Geschwister“, Lucian Freuds „Mädchen in weißem Kleid“, Werke von Renoir, Matisse, Picasso, Magritte, Fontana, Yves Klein, Bacon, Baselitz. So begann die gerade frisch verwitwete Kaufhaus-Erbin der Sammlung deutscher Expressionisten ihres Mannes Helmut ihre eigene Note zu geben.

Jetzt, fast ein Vierteljahrhundert später, wird bekannt, dass Agnes Husslein, gerade 65 geworden, Direktorin eines Privatmuseums wird, das Heidi Horten, mittlerweile 78, mit ihrer Sammlung 2022 neben der Albertina in Wien eröffnen wird. Beide Damen sind heute alles andere als unbekannt: Horten kam zuletzt im „Ibiza“-Video vor, wo Strache sie als eine von mehreren FP-Spendern nannte (was von allen Genannten dementiert wurde; die Korruptionsstaatsanwaltschaft kündigte Ermittlungen an).

Husslein war fast zehn Jahre lang erfolgreiche Belvedere-Direktorin, bis 2016 nach Vorwürfen wegen Compliance-Verstößen ihr Vertrag nicht mehr verlängert wurde (die Staatsanwaltschaft hat die Untreue-Ermittlungen eingestellt; das Belvedere gibt aktuell kein Statement ab zu Regressforderungen, die es an Husslein stellte). 2017 wurde die als VP-nahe geltende Kunsthistorikerin dann vom Finanzministerium in den Vorstand des Leopold Museums entsendet, wo sie 2018 die erfolgreichste Ausstellung des Hauses kuratierte: die Erstpräsentation der Privatsammlung der reichsten Frau Österreichs, Heidi Horten.

Um diese zu sehen – Ausstellungstitel war „Wow“ – stellten sich die Leute sogar in Schlangen vor dem Museum an. 360.000 Besucher waren es am Ende. Zum Vergleich: Die letzte Dürer-Ausstellung in der Albertina 2003 hatte 430.000 Besucher. Horten finanzierte allerdings einen Abend pro Woche mit Gratiseintritt sowie ein Vermittlungsprogramm speziell für Kinder. Deren Förderung sowie Gesundheitswesen, Tierschutz und der Klagenfurter Eishockey-Verein waren bisher die Schwerpunkte des Mäzenatentum von Horten, deren Vermögen von Forbes auf 3,1 Milliarden Dollar geschätzt wird. Jetzt kommt die Öffnung ihrer angeblich rund 500 Werke umfassenden Privatsammlung hinzu, angeregt, wie sie sagt, durch das große Interesse an der Erstpräsentation. Ein in Österreich an sich recht seltener Vorgang: Bis auf die Museen Liaunig (Kärnten) und Angerlehner (Oberösterreich), früher einmal auch Essl, gibt es keine größeren Sammler, die ein derartiges Wagnis privat finanzieren.

Dazu erwarb Horten nun das sogenannte Stöcklgebäude im Hanuschhof hinter der Albertina, das mehrere Jahre leer stand und zuvor das Staatsopernmuseum beherbergte. Detail am Rande: Hier hätte Klaus Albrecht Schröder gerne das Zentrum der Albertina-eigenen Fotografiesammlung eingerichtet, was von der SP-Kulturpolitik allerdings nicht unterstützt wurde. Jetzt zieht in direkte Nachbarschaft der Batliner-Sammlung in der Albertina also die ähnlich auf klassische Moderne ausgerichtete Horten-Sammlung ein – beides Vermögen, die durch trickreiche Steuervermeidung entstanden, was nicht zum guten Ruf von Batliner und einst Helmut Horten beitrug.

Letzterer kam auch als Nazi-Profiteur in die Kritik: Er konnte sein Kaufhaus-Reich nur aufgrund von Arisierung aufbauen. Das der viel späteren dritten Frau und Witwe vorzuwerfen, ist allerdings wenig sinnvoll. In der Leopold-Ausstellung wurde zumindest ein Internet-Hinweis angegeben, wo man sich über die Entstehung des Vermögens informieren konnte.

Was Horten in diese Richtung im Privatmuseum an Informationen anbieten wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls wurden drei Architektenteams eingeladen, Pläne für den Umbau vorzuschlagen, den Husslein schon verantworten wird. Anfang 2022 soll auf zwei Etagen und 2000 Quadratmetern eröffnet werden. Dann wird in Wien die Lücke an klassischer Moderne, die hier traditionell klafft, wieder ein wenig kleiner geworden sein – mit dem ersten Schwammbild von Yves Klein. Und endlich einem, wenn auch recht kleinen, Bild von Marc Rothko.

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