Im Wahlkampf ist die ständige Wiederholung öd, aber wirksam

Warum in der Politik auf allen Kanälen, in allen Sendungen und Interviews die immer gleichen Sätze fallen, hat wissenschaftlich erfasste Gründe.

Am Freitag also beginnt die ÖVP mit einem Unterstützerfest für Sebastian Kurz in Korneuburg ihren Wahlkampf 2019. Er hätte eigentlich nur wenige Wochen und nicht mehr als drei Monate dauern sollen.

Daher ist es wichtig: Kennen Sie den „Truth-Effekt“? Nein? Dann stellen Sie sich bitte ab heute darauf ein. Es ist der sogenannte Wahrheitseffekt und der Wahrnehmungspsychologie seit der Veröffentlichung einer Studie 2007 im „Journal of Personality and Social Psychology“ bekannt. Er erklärt, warum Politiker immer die gleichen Phrasen verwenden.

Die ständige Wiederholung einer Botschaft erhöht nämlich ihre Glaubwürdigkeit – unabhängig, ob sie wahr, falsch oder manipuliert ist. Durch die Wiederholung glaubt das Publikum, es handle sich um Fakten oder eine weitverbreitete Meinung, die deshalb zutreffend sein müssen.

Für Interessierte ist der lange Wahlkampf somit eine Herausforderung: Irgendwann werden Sie sich wahrscheinlich einfach die Ohren zuhalten wollen. Sie können nämlich erwarten, in allen Interviews und Diskussionsrunden die immer gleichen Sätze zu hören. Nicht nur die wenigen, einprägsamen, Themen und Slogans. Das ewig Gleiche ist nicht Unvermögen, es ist Absicht.

Als Erste haben Kurz und die ÖVP die Wirkungskraft dieser Kommunikationstechnik erkannt. 2017 war es der Satz: „Ich habe die Balkanroute geschlossen.“ Die andere Parteien dürften 2019 nachziehen. Nicht nur dreimal muss eine Botschaft wiederholt werden, nein, x-mal. Dann bleibt sie – auch unterbewusst – im Gedächtnis haften und erzeugt ein Gefühl der Vertrautheit. Und was vertraut scheint, ist glaubwürdig.
Bei der österreichischen Journalistin Ingrid Brodnig klang das bei einer Veranstaltung so: „Durch Wiederholung werden die Dinge glaubwürdiger. Wenn man also dauernd Falschmeldungen hört, glaubt man diese am Ende.“

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