Pariser Chic mit alpiner Finesse

Jeanette Seebachers Anrichte in Paris.
Jeanette Seebachers Anrichte in Paris.(c) Barbier
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Die aus Österreich stammende Konzeptionistin Jeanette Linda Seebacher hat sich in Paris einen eleganten Rückzugsort geschaffen, der an heimische Handwerkskunst erinnert.

Die helle, 56 Quadratmeter große Altbauwohnung im neunten Arrondissement der französischen Hauptstadt – ein beliebtes Wohnviertel mit vielen um 1850 erbauten Häusern – ist typisch für das Grätzel: Die Wände sind ein bisschen schief, der Fußboden ist uneben, die Gitter vor den Fenstern sind aus Schmiedeeisen. Zwei elegante Kamine im Wohnzimmer sorgen für Gemütlichkeit und Pariser Flair. „Mein Lieblingsplatz ist eindeutig hier, in der rechten Ecke des Salons, vor dem Fenster im Wegner's Easy Chair. Da kann ich das Treiben draußen mit einer gewissen Distanz mitverfolgen“, erzählt Jeanette Seebacher, die als als Gestalterin, Markenentwicklerin und Kommunikationsexpertin tätig ist. Bei den Renovierungsarbeiten, die knapp ein Jahr in Anspruch nahmen, ließ sie sich von dem befreundeten deutschen Architekten Ulli Heckmann unterstützen.

Reduziertes Design . . .

Und sie erwies ihren österreichischen Wurzeln eine Hommage: „Ich bin in Vorarlberg aufgewachsen und demnach stark geprägt von der dortigen Architektur und Baukultur. ,Schaffa, schaffa, Hüsle baua‘, heißt es ja nicht ganz zufällig bei uns.“ Die Wertschätzung und die Liebe zum Handwerk wurden ihr sozusagen in die Wiege gelegt. Sie vergisst auch bei ihrer Tätigkeit als Konsulentin in der Luxusbranche ihre Wurzeln nie. Besonders das Holzhandwerk hat es ihr angetan. „Was mich sicherlich in meinem Designansatz prägt und inspiriert, sind Holz und Holzverarbeitungstechniken aus dem Bregenzerwald, die Wertschätzung von Traditionen in Verbindung mit der Offenheit Neuem gegenüber, wie es etwa im Werkraum Bregenzerwald, einer Kooperation von Handwerkern, passiert“, erklärt Seebacher. Das sieht man auch in der Wohnung: Wände wurden entfernt, Transparenz zugelassen. Das Spiel mit verschiedenen Niveaus und die wie im Raum schwebenden Schränke aus Holz sind nicht nur ästhetisch wertvoll, sondern bieten optimalen Stauraum. Auch in Paris zählt schließlich jeder Quadrat(zenti)meter. So wurde die Küche zum zentralen Bindeglied zwischen Wohn- und Schlafbereich. Terrazzo und Holz harmonieren mit den Möbeln im Badezimmer im eleganten Schwarz-Weiß-Design: „Eine Hommage an Josef Hoffmann und die Wiener Werkstätte.“

. . . und fixe Klassiker

Das Schlafzimmer mit Chalet-Feeling sollte trotz Trennwand aus Holz und Glas ein intimer Rückzugsort werden. Die frei schwebenden Einbauschränke grenzen Schlafzimmer und Bad daher vom Rest der Wohnung ab. Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt: Das flexible Öffnen und Schließen ermöglicht es, die Räume unterschiedlich zu nutzen und das Volumen der Zwei-Zimmer-Wohnung ständig zu verändern. Die Inneneinrichtung ist ein gekonnter Mix aus persönlicher Sammlung und Designklassikern des 20. Jahrhunderts – vom Le-Corbusier-Sofa über den Beistelltisch von Eileen Gray bis zur Stehlampe Toio von Achille und Pier-Giacomo Castiglioni für Flos. Der Easy Chair von Hans Wegner und die Lederstühle von Mario Bellini für Cassina begleiten sie schon eine ganze Weile. Der für die Wohnung neu erstandene Esstisch stammt vom Wiener Designerduo Chmara Rosinke. Auch die dezenten und gezielt eingesetzten Farbtöne entsprechen Seebachers Universum: Viel Schwarz-Weiß, sprich kaum Farben, lässt natürliche Materialien wie Terrazzo, Holz und Valchromat sowie Bilder und einzelne Deko-Objekte stärker hervortreten. Trotz optischer Reduziertheit steckt hier viel Liebe im Detail. Die Steckdosen und Lichtschalter von THPG sind aus Porzellan, die Türgriffe aus Messing. Und immer wieder der Bezug zu Vorarlberger Bautrends: Klare Linien, Verwendung von Glas und heimischem Holz ermöglichen einen sparsamen Einsatz von hochwertigen Materialien.
„Ich wollte keine Wohnung mit trendiger Innenarchitektur, sondern vielmehr Authentizität. Mein Ziel und meine Lebensphilosophie sind es ja auch, kreative Lösungen zu finden und weltoffen zu bleiben. Ein ökonomischer Umgang mit Materialien ist mir ein großes Anliegen.“ Kein aufgesetzter Minimalismus, sondern vielmehr eine gewisse Schlichtheit, Einfachheit und dennoch Nachhaltigkeit. „Aber immer mit Finesse.“

Zum Ort, zur Person

Das neunte Pariser Arrondissement – Arrondissement de l'Opéra – liegt am rechten Seineufer. Die im vierten Stock eines um 1850 erbauten Hauses liegende, 56 Quadratmeter große Wohnung wurde von Jeanette Seebacher nach Plänen des Architekten Ulli Heckmann umgebaut und adaptiert. Die Inneneinrichtung wurde bewusst minimalistisch gehalten, Holz, Glas, Terrazzo und Stein dominieren.
Jeanette Seebacher wuchs in Vorarlberg auf und ist heute international in den Bereichen Luxus, Kunst, Mode und Design tätig.
www.jeanettelindaseebacher.com

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