Joshua Krüger, Vize-Vorstand der privaten Seenotretter, über Kapitänin Carola Rackete und Europas „Trick, um gegen Menschenrechte zu verstoßen“.
Berlin. Sea-Watch-3-Kapitänin Carola Rackete will bis zur zweiten Vernehmung am Dienstag auf Sizilien bleiben – sagt ihr Vater. Bei Sea-Watch selbst will man sich zu ihrem Aufenthaltsort derzeit lieber nicht äußern. Der Trubel um sie sei gerade groß, sagt Joshua Krüger, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Sea-Watch. Selbst vor dem Hauptquartier des Vereins in Berlin warten Paparazzi. „Wir haben sie sicher untergebracht“, sagt Krüger über Rackete, „damit sie ein bisschen Ruhe hat, schlafen kann, Zeit hat, mit Familie und Freunden zu sprechen.“
Die 31-jährige Deutsche war am Samstag festgenommen worden, nachdem sie das Schiff Sea-Watch 3 mit 40 geretteten Migranten an Bord ohne Erlaubnis der italienischen Behörden in den Hafen von Lampedusa gesteuert und dabei ein Boot der Finanzpolizei gerammt hatte. Sie wurde unter Hausarrest gestellt, am Dienstag dann von einer italienischen Richterin entlassen. Am Freitag kündigte sie eine Klage gegen Italiens Innenminister, Matteo Salvini, wegen Verleumdung an.
Die Sea-Watch 3 ist das einzige Schiff der Organisation und derzeit noch beschlagnahmt, „vorsorglich“, wie es in Italien heißt, solang das Vorverfahren läuft. „Wir hoffen, dass wir bald wieder auf See kommen“, sagt Krüger.
Er ist eigentlich Grafiker und an diesem Abend zu Gast bei der Eröffnung eines Eissalons der US-Marke Ben & Jerry's, die NGOs, darunter auch Sea-Watch, unterstützt. Er steht für gut 500 Deutsche, die in Freizeit und Urlaub abwechselnd ehrenamtlich mit auf Seenotrettungsmissionen fahren.