Tennis ist ein Sport des Ärger(n)s

Eine Null sieht aus wie ein Ei, das Ei heißt auf Französisch „l'œuf“ und daraus sei dann in England „love“ geworden.
Eine Null sieht aus wie ein Ei, das Ei heißt auf Französisch „l'œuf“ und daraus sei dann in England „love“ geworden. REUTERS
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Fifteen Love: Seien wir ehrlich. Tennis ist ein Sport des Ärger(n)s.

Was einem auf Reisen so alles über den Weg läuft

Während alle Welt nach Wimbledon blickt, dürfen wir heute einen weitverbreiteten Irrtum aufklären: Die skurrile Zählweise im Tennis, eine Null mit „Love“ zu bezeichnen, schreibt man oft der Herkunft des Sports aus Frankreich zu. Eine Null sieht aus wie ein Ei, das Ei heißt auf Französisch „l'œuf“ und daraus sei dann in England „love“ geworden. Voilà.

So weit, so falsch.

In Wahrheit beweisen gerade die großen Turniere, dass es beim Tennis nur um „All you need is love“ geht. Nach jedem Match umarmen sich die Spieler, überschütten sich mit Komplimenten („Du warst der beste Gegner, den ich je hatte“), entschuldigen sich gegenseitig („So gern hätte ich gegen dich verloren“) und streuen sich Asche (Sand oder Gras) aufs Haupt („Du hättest es viel mehr verdient als ich“).

So weit, so verlogen.

Man erinnere sich an zertrümmerte Rackets, über den Platz geschleuderte Stühle und Schreiduelle mit dem Umpire. Heute scheint allein Nick Kyrgios die ehrenwerte Tradition eines Ilie Nastase oder John McEnroe zu pflegen. Dass Marat Safin zwei Grand-Slam-Turniere gewann, ist weitgehend vergessen. Dass er in seiner Karriere 1055 Rackets zerstörte, machte ihn unsterblich.

Seien wir ehrlich: Tennis ist ein Sport des Ärger(n)s. Weiß ein geplagter Tennisvater. Und ja: Ich liebe meinen Sohn.

aussenpolitik@diepresse.com


Nächste Woche:
Oliver Grimm

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2019)

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