Die Spuren einer Reise in die Ungewissheit

Filmemacherin Melissa Hacker (l.) und Eva Yachnes bei ihrem Besuch in Wien. Yachnes hat mit einem Kindertransport den Holocaust überlebt.
Filmemacherin Melissa Hacker (l.) und Eva Yachnes bei ihrem Besuch in Wien. Yachnes hat mit einem Kindertransport den Holocaust überlebt.(c) Clemens Fabry
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Zum 80. Jahrestag der Kindertransporte nach Großbritannien fährt eine Gruppe Betroffener und Nachfahren die damaligen Strecken nach. Das Gefühl von Verlust, Verzweiflung, aber auch Hoffnung begleitet sie.

Damals hieß sie Eva Steiner. Sie war sechs Jahre alt, hatte eine tagelange Reise hinter sich und kam sich im England des Jahres 1938 einfach nur verloren vor. Ihre Großmutter, die sie in Wien in den Zug gesetzt hatte und die Eva Steiner nicht verlassen wollte, an deren Rockzipfel sie sich verzweifelt festgekrallt hatte, nähte in Evas Mantel eine Notiz in Textil ein. Dort stand der Name ihrer Mutter sowie ihre Adresse in England zu lesen. Die Menschen, die sich um das Mädchen kümmerten, konnten sich keinen Reim auf diese Notiz machen. Denn: „Es muss Dutzende Eva Steiners gegeben haben. Sie haben mich verwechselt, sie dachten ich bin ein Waisenkind. Ich wurde zur Adoption freigegeben“, erzählt sie.

Die Fahrt nach England. Eva Steiner, heute Eva Yachnes, 87 Jahre alt, hat einige wenige Erinnerungen an den Kindertransport von Wien. Der Abschied von der Großmutter, es muss der Westbahnhof gewesen sein. Die Nacht mit drei anderen Kindern im Abteil: Zwei schliefen auf dem Boden, zwei auf den Sitzen. Mitten in der Nacht mussten sie die Plätze tauschen, „es hätte mehr Sinn ergeben, wenn sie uns schlafen gelassen hätten“. Die Feuerfunken der Lokomotive, wobei das Mädchen dachte, „die bösen Deutschen haben jetzt den Zug angezündet“. Längerer Aufenthalt in Holland aufgrund eines wilden Sturms, und die Sechsjährige wunderte sich, „dass ich diese Sprache dort verstehen konnte, aber doch nicht ganz“. Die Fahrt mit der Fähre, ebenfalls in der Nacht. Die verwirrenden Tage in England, die Suche nach der Mutter, die sich schon auf der Insel befand, weil sie eine Stelle als Köchin gefunden hatte.

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