Beinhart, stark umworben und von kurzer Dauer: Die Tänzerin Stefanie Eisl erzählt über die Flüchtigkeit einer elitären Disziplin – und darüber, wie sie sich von ihr trennte.
Eine schöne Bewegung ist es, die sie zum Weinen bringt. Stefanie Eisl friert in einer Improvisation ein, versteckt das Gesicht in den schalenförmigen Handflächen, unterbricht eine ihrer letzten Tanzstunden. Von der Emotion ist die zeitgenössische Tänzerin selbst überrascht. Es war nicht die krampfende Hüfte, nicht das verstellte Sprunggelenk und auch kein Knie, das auf stur schalten wollte – sondern das Herz. Vorauseilender Trennungsschmerz.
Eisl hat beschlossen, dass es für sie mit 42 Jahren an der Zeit ist, den pädagogischen Tanzbetrieb einzustellen. Sicher wird sie hin und wieder ein bisschen tanzen oder einen Workshop leiten, aber der reguläre Kurs geht nicht mehr. Ihr robuster Körper ist nach so vielen Trainingsjahren an einigen Stellen wund geworden, was selbst das Vortanzen erschwert. Und wie so oft in den Disziplinen der darstellenden Kunst, wirft auch ein zeitgenössischer Tanzkurs nicht viel ab, es ist keine massentaugliche Geschichte wie Yoga.