Die ungesühnten Kurdenmorde von Wien

13. Juli 1989 in Wien-Landstraße: Führende kurdische Exilpolitiker wurden ermordet.
13. Juli 1989 in Wien-Landstraße: Führende kurdische Exilpolitiker wurden ermordet.Robert Jaeger / APA / picturedesk.com
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Vor 30 Jahren wurden drei kurdische Politiker in Wien vom iranischen Geheimdienst ermordet. Folgen für die regelrechte Hinrichtung gab es keine: Man knickte vor dem Staatsterror Teherans ein.

Die drei Männer tappen in eine heimtückische Falle. Abdul-Rahman Ghassemlou und Abdullah Ghaderi-Azar sowie ihr österreichischer Begleiter Fadil Rasoul glauben, mit Abgesandten des Iran Geheimverhandlungen zu führen. Es geht um Autonomie für die kurdische Volksgruppe. Doch die drei Männer, die ihnen an diesem 13. Juli 1989 in einer Wohnung in der Linken Bahngasse gegenübersitzen, sind in Wirklichkeit Agenten – mit einem Mordauftrag.

Kurz nach 19.15 Uhr schlagen sie zu. Mindestens neunzehn Mal wird aus Pistolen mit Schalldämpfern geschossen. Die Kurden haben keine Chance. Sie werden „aus nächster Nähe“ mehrfach in Kopf, Nacken und Rücken getroffen. Um ganz sicher zu gehen, verpassen ihnen die Killer noch aufgesetzte Nahschüsse. Es sind regelrechte Hinrichtungen. Doch in all dem Chaos auf engstem Raum haben die Täter einen Fehler gemacht. Der Anführer des Killerkommandos, Mohammed Djafari-Saharoodi, wird von einem Projektil getroffen, das vorher den Körper eines der Opfer durchdrungen hatte.

An der Halsseite verletzt, klopft Saharoodi an der gegenüberliegenden Wohnungstür, wo die Inhaber die Polizei alarmieren. Als diese eintrifft, liegt er zusammengesackt auf dem Gehsteig. Ein zufällig vorbeikommender Arzt kümmert sich um ihn. Einer der Mittäter, Mustafa Ajvadi, ist längst vom Tatort geflohen. Der dritte Schütze, Amir Bozorgian-Assl, entfernt sich kurz, kommt dann wieder und führt die Polizisten in die Wohnung hinauf. Dort bricht er mit den Worten „My friends, my friends“ zusammen.

Es ist ein perfider Täuschungsversuch: Die Iraner behaupten, sie wären gemeinsam mit den Kurden von Unbekannten überfallen worden. Saharoodi habe als Einziger den Anschlag überlebt. Bozorgian wiederum will zum Tatzeitpunkt beim nahe gelegenen McDonalds gewesen sein – ein Alibi, für das sich kein Zeuge findet. Dabei ist der Leiter der Einsatzgruppe zur Bekämpfung des Terrorismus (EBT) schon bei der Tatortbesichtigung zur Ansicht gelangt, dass die Iraner keine Opfer, sondern die Täter sind: „Für uns ist die Sache klar. Die Entscheidung liegt bei der Politik.“ Und eben diese Abwägung sollte zulasten von Gerechtigkeit und Rechtsstaat ausgehen.

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