Gasthermen als tödliche Gefahr: Was zu tun ist

In Wien gibt es rund 450.000 Gasthermen – viele werden nicht oder zu selten gewartet.
In Wien gibt es rund 450.000 Gasthermen – viele werden nicht oder zu selten gewartet. Clemens Fabry / Die Presse
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Eine junge Frau ist an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben. Gefährlich ist die Kombination defekter Thermen mit Klimageräten – aber auch die Billig-Wartung unseriöser Firmen.

Wien. Eine verschmutzte Gastherme hat eine junge Wienerin am Wochenende das Leben gekostet: Die 21-Jährige hat beim Duschen eine Kohlenmonoxidvergiftung erlitten – der zweite tödliche CO-Unfall in diesem Jahr. (Ob die Explosion in der Preßgasse, bei der zwei Menschen starben, auch im Zusammenhang mit Gasaustritt steht, ist noch nicht geklärt.)

1. Warum nimmt die Zahl der Kohlenmonoxidvergiftungen zu?

Neben den zwei Todesopfern haben sich heuer bereits mehrere Menschen aufgrund defekter Gasthermen schwere Kohlenmonoxidvergiftungen zugezogen. Dass die CO-Unfälle zunehmen, liege auch an der steigenden Zahl an mobilen Klimageräten, sagt der Innungsmeister der Wiener Rauchfangkehrer, Christian Leiner.

Gefährlich seien – in Kombination mit schlecht gewarteten Thermen – jene Klimageräte, die mittels Schlauch Luft aus der Wohnung leiten – und zwar ziemlich viel, 400 bis 500 Kubikmeter Luft pro Stunde. Läuft gleichzeitig die Gastherme, kann die CO-Konzentration in der Wohnung so stark steigen – und lebensgefährlich werden. „Die Klimageräte“, sagt Leiner, „sind ein neues Gefährdungspotenzial.“
Zuletzt war die Zahl der CO-Unfälle gesunken. Im Vorjahr gab es kein Todesopfer, vor dem Jahr 2012 starben jährlich sechs bis acht Menschen an den Folgen einer Kohlenmonoxidvergiftung.

2. Wie oft sollte man seine Gastherme warten lassen?

Mindestens einmal im Jahr sollte die Gastherme von einem Installateur überprüft werden. Denn auch ohne Klimagerät kann eine verschmutzte Therme lebensgefährlich sein: Bei großer Hitze kann sich im Rauchfang eine Art Luftstoppel bilden, die Abgase können nicht abziehen, die CO-Konzentration in der Wohnung steigt.

Wichtig sei auch die Wahl des Installateurs: Seit einigen Jahren treten in Wien vermehrt unseriöse Firmen auf, die Wartungen – meist über Aushänge im Stiegenhaus – schon um 50 Euro anbieten. „Eine richtige Wartung kostet aber mindestens 120 Euro“, so Leiner. Diese „betrügerischen Firmen“ würden die Thermen nicht oder nicht ausreichend warten – die Bewohner fühlen sich mit vermeintlich überprüfter Therme zu Unrecht sicher. „Immer wieder“ würden Rauchfangkehrer Thermen sperren, die von derartigen Billiganbietern nicht richtig gewartet wurden.

3. Wann sollte man einen Rauchfangkehrer hinzuziehen?

Nach Medienberichten über CO-Unfälle bekommen die Rauchfangkehrer kurzfristig „viel mehr Anfragen. Die Leute reagieren fast schon übernervös und glauben oft, dass Kohlenmonoxid ausgetreten ist, nur wenn sie Kopfweh haben.“

Einen Rauchfangkehrer sollte man jedenfalls kontaktieren, wenn man Therme oder Heizgerät tauscht, sich ein Klimagerät zulegt, oder neue Fenster oder Türen bekommt – kurz: Bei allem, was die Luftzufuhr in der Wohnung verändern kann. Der Rauchfangkehrer prüft dann, ob ausreichend Luft nachströmen kann. Die Kombination Gastherme und mobiles Klimagerät sei „nie empfehlenswert“, sagt Leiner. Wer seine Wohnung dennoch mit Klimagerät herunterkühlt, dem rät Leiner, die Gastherme in dieser Zeit mittels Hauptschalter ganz außer Betrieb zu nehmen. Benötigt man die Gastherme, muss das Klimagerät jedenfalls abgedreht werden.

4. Wieso ereignen sich viele CO-Unfälle gerade in Wien?

Wien hat verglichen mit anderen Städten in Österreich eine hohe Dichte an Gasthermen – etwa 450.000 Geräte. Viele davon werden nicht oder zu selten gewartet. Zudem sind die Altbauten in Wien in der Regel mehrstöckig, die Rauchfänge demnach sehr lang. In diesen können Abgase schlechter abziehen als in kürzeren Rauchfängen – etwa von Einfamilienhäusern.

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