Der Carinthische Sommer feiert sich und die Zeit

Mit der österreichischen Autorin Kathrin Röggla (im Bild) hat sich Intendant Holger Bleck auch eine kluge Festrednerin geholt.
Mit der österreichischen Autorin Kathrin Röggla (im Bild) hat sich Intendant Holger Bleck auch eine kluge Festrednerin geholt.(c) APA/FERDINAND NEUMÜLLER
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Das Kärntner Festival ist 50 Jahre alt – und seit Sonntag eröffnet.

„Die gute alte Zeit ist tot“, verkündete der eigens nach Villach gereiste Bundespräsident Alexander van der Bellen – und meinte es als gute Nachricht. Es war sein Kommentar zum Motto, das der Carinthische Sommer heuer nicht nur für sein Programm, sondern auch für seine Geschichte gewählt hat: „Die Zeit reist“. Das Festival ist 50 Jahre alt. Seit Sonntagabend ist es eröffnet und bietet bis zum 28. August Programm in ganz Kärnten.

Mit der österreichischen Autorin Kathrin Röggla hat sich Intendant Holger Bleck auch eine kluge Festrednerin geholt. Wie van der Bellen kommentierte sie bei der Eröffnung im Congress Center Villach kritisch die derzeit herrschende gesellschaftliche „Suche nach dem Rückwärtsgang“: „Eine Epoche, die sich nicht mehr in zukünftige bessere Zeiten träumt, sondern in eine Vergangenheit hinein, hat ein Problem.“ Unter ihren Zeitgenossen sieht Röggla eine Mischung aus Getriebenheit – durch Gefahren wie den Klimawandel und Entwicklungen wie die sozialen Medien – und einem Gefühl der Alternativlosigkeit. Die Kunst müsse hier eine ihrer Grundaufgaben erfüllen, nämlich „Zukünftigkeit zurückzuerobern“.

Picknickkonzerte und Salons

Auch das große Schlusskonzert am 28. August findet im Congress Center statt – mit dem Sinfonieorchester der Stadt Birmingham. Den künstlerischen Auftakt bildete heuer das Finale des internationalen Belvedere-Gesangswettbewerbs, der diesmal in Kärnten Station machte. Außerdem hatte Intendant Holger Bleck wie im Vorjahr eine Uraufführung für das Eröffnungskonzert vor dem Konzerthaus bestellt: Jury Everhartz' „Fanfare für Kärnten“.

Das weitere Programm des Carinthischen Sommers ist bunt wie gewohnt: Da ist etwa die stilistisch vielfältige Reihe „Große Stimmen“ – sie bietet Kärntner Lieder ebenso wie klassisches Liedgut oder Chorkonzerte. Auf Schloss Damtschach finden wieder Picknickkonzerte statt, es gibt auch wieder die Carinthischen Musiksalons, bei denen Kärntner Familien und Institutionen ausgesuchte Räume und Gärten für musikalisch Interessierte öffnen. Jazzgitarrist und Komponist Helmut Jasbar hat mit drei Ensembles eine eigene Konzertreihe.

Die Reihe „CS unterwegs“ wird diesmal vom Quartett Klakradl (Gesang, Klarinette, Akkordeon etc.) bestritten; mit Zug und E-Bike geht es zu verschiedenen Spielorten, an denen Volkslieder aus Kärnten, Slowenien und Friaul mit neuen Texten zu hören sind – musikalisch bearbeitet vom Feldkirchner Komponisten Dieter Kaufmann. Es gibt Orchesterabende mit dem Prisma Wien und Metropolitan Youth Symphony, Orgelkonzerte im Klagenfurter Dom und in der Stadtpfarrkirche Villach. (sim)

Infos und Karten: www.carinthischersommer.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2019)

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