In Italien gab es wesentlich weniger Asylanträge als in anderen Ländern, erklärt der Experte in der „ZiB 2“ und kritisiert den italienischen Innenminister scharf.
Der Migrationsexperte Gerald Knaus, der das EU-Türkei-Abkommen von 2016 mitentwickelt hat, hat scharfe Kritik an der Flüchtlingspolitik des italienischen Innenministers Matteo Salvini geübt. Es sei eines der am tiefsten verwurzelten Vorurteile, dass Italien angesichts eines Flüchtlingsansturms von den anderen EU-Staaten allein gelassen werde, sagte Knaus Montagabend in der „ZiB 2" des ORF.
In Italien hätten in den letzten Jahren 92.000 Menschen Asyl oder subsidiären Schutz bekommen, im selben Zeitraum (in den letzten fünf Jahren) seien es in Schweden 220.000 und in Deutschland 900.000 gewesen. Viele Migranten seien in Italien an Land gebracht worden, hätten dort aber oft keinen Asylantrag gestellt und seien in andere Länder weitergereist, so Knaus. Salvini mache auf Kosten dieser Menschen Politik. Mit seiner aggressiver Rhetorik gegen Deutschland sichere er sich die Zustimmung der Lega-Anhänger.
Die von deutschen NGOs geretteten Menschen, bei denen es sich lediglich um einige Hundert im Monat handle, sollten nach Deutschland gebracht werden. Damit würde man Salvini seinen falschen Mythos wegnehmen, meinte Knaus.
Kritik auch von Verteidigungsministerin
Italien will auch verstärkt Marineschiffe gegen die illegale Einwanderung einsetzen. Der Beschluss wurde nach Auseinandersetzungen zwischen Salvini und der italienischen Verteidigungsministerin Elisabetta Trenta gefasst. Salvini warf dem Verteidigungsministerium vor, seinen Einsatz gegen die illegale Einwanderung mit zu wenig Überzeugung zu unterstützen. Trenta erwiderte, ohne die EU-Mission "Sophia" im Mittelmeer sei mit einem verstärkten Einsatz von NGO-Schiffen bei der Migrantenrettung zu rechnen.
"Ich habe Salvini gewarnt: Ohne die 'Sophia'-Mission würden die NGO-Schiffe im Mittelmeer wieder verstärkt präsent sein. Salvini wollte nicht hören und beklagt sich jetzt über die Situation", sagte Trenta nach Medienangaben.
(APA/dpa)