Trump schimpft auf britischen Botschafter: "A very stupid guy"

Seit dem Staatsbesuch von Trump in London ging es in den diplomatischen Beziehungen zwischen USA und Großbritannien.
Seit dem Staatsbesuch von Trump in London ging es in den diplomatischen Beziehungen zwischen USA und Großbritannien.REUTERS
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US-Präsident attackiert in einer Twitter-Schimpftirade auch die britische Premierministerin May für Brexit-"Desaster“ und dankt sich selbst für seine aufklärenden Worte: „Thank You, Mr. President!"

Man werde sich nicht weiter mit ihm befassen. Das hatte US-Präsident Donald Trump am Montag noch per Twitter über den britischen Botschafter Kim Darroch verlauten lassen. Am Dienstag kam dann doch noch eine Serie harscher Attacken auf ihn und die britische Premierministerin Theresa May. Wieder auf Twitter bezeichnete Trump den britischen Diplomaten als "verrückten Botschafter" und als "sehr dummen Typen". Außerdem betonte Trump: "Ich kenne den Botschafter nicht, aber mir wurde gesagt, er sei ein aufgeblasener Dummkopf."

Mit Blick auf den deutlich verzögerten EU-Austritt schrieb Trump, er habe May gesagt, wie sie einen Deal mit der EU erreichen könne. "Aber sie ist ihren eigenen, törichten Weg gegangen - und war unfähig, es hinzukriegen. Ein Desaster!", schrieb Trump.

„Danke, Mr. Präsident!"

Offenbar in Anspielung auf Darrochs intern geäußerte, negative Einschätzung zu Trumps Regierung schrieb der US-Präsident: "Sagt ihm, die USA haben nun die beste Wirtschaft und das beste Militär auf der ganzen Welt, mit Abstand und sie werden nur größer, besser und stärker." Die Nachricht endete mit "Danke, Mister Präsident!", womit sich Trump offenbar selbst für seine Wortspende dankte.

Am Montag hatte Trump angekündigt, seine Regierung werde keinen Kontakt mehr mit Darroch pflegen. May warf er vor, beim Brexit "Chaos" verursacht zu haben. Die wütenden Äußerungen beziehen sich auf die Veröffentlichung geheimer Schreiben des britischen Botschafters in der "Mail of Sunday", in denen Darroch den US-Präsidenten als "unsicher" und "inkompetent" beschrieben und die US-Regierung als "dysfunktional" eingeschätzt hatte.

>> Der Twitter-Account von Donald Trump

Briten bedauern und suchen Maulwurf

May hatte Darroch wiederholt ihr Vertrauen ausgesprochen. Damit wurde sie nach dem Botschafter zum zweiten Ziel einer Serie abfälliger Kommentare Trumps. Die britische Regierung hat den USA wiederholt ihr Bedauern in der Sache zum Ausdruck gebracht, sagte ein Regierungssprecher in London am Montagabend.

Über eine mögliche Abberufung von Botschafter Kim Darroch wurde jedoch nichts bekannt. Für London geht es offensichtlich darum, weder die Beziehungen zu den USA zu beschädigen noch unterwürfig zu erscheinen.

Die in die Öffentlichkeit gelangten Auszüge aus den internen Berichten gäben die Intensität der Beziehungen und deren Wertschätzung durch Großbritannien nicht angemessen wieder, sagte der Sprecher. Botschafter Darroch genieße weiter die volle Unterstützung Premierministerin Theresa Mays. "Das Vereinigte Königreich hat eine besondere und beständige Beziehung zu den USA, die auf unserer langen Geschichte und unserem Bekenntnis zu gemeinsamen Werten beruht, und das wird auch weiter so sein", betonte der Sprecher. Das Außenministerium kündigte eine Untersuchung zu der Frage an, wie die Inhalte der Memos bei der Presse landen konnten, in dem Darroch Trump als „inkompetent“ bezeichnet hatte.

(APA/AFP)

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