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José James: Eine Sternstunde des Soul beim Jazzfest Wien

José James (Archivbild).
José James (Archivbild).(c) imago/Martin Müller
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José James sang im Porgy & Bess Lieder von Bill Withers.

Von der ersten Sekunde an war klar, dass dies ein besonderer Abend wird: Begleitet von einem markanten Basslauf und dezenten Sounds der Wah-Wah-Gitarre erhob der aus Brooklyn gebürtige José James seine samtige Stimme, um den Soulklassiker „Ain't No Sunshine“ wiederzubeleben. Dessen Schöpfer, der Exsoldat Bill Withers, hat sich vor 20 Jahren aus dem Showgeschäft zurückgezogen, trotz vieler Welthits droht ihm in den USA das Vergessen. So hat José James zu Withers' 80. Geburtstag eine Hommage an ihn eingespielt, die auf Tonträger ein wenig nach Mimikry klang.

Live war es anders. Da hörte man deutlich, dass James weicher intoniert als sein Held Withers. Dieser selbst hat James' Album gelobt. Die Performance war somit quasi amtlich. Die Grooves schnalzten von Beginn unwiderstehlich. Beim rauen „Who Is He (And What Is He to You)?“ begannen selbst Fußwunde zu wippen. Auch „Use Me“ und „Kissing My Love“ überzeugten mit ihrer Dialektik aus Sensibilität und Sinnlichkeit. So empathisch die Texte, so unerbittlich peitschten die Rhythmen. Das Gros der Leute ließ sich das gern gefallen. Wer den Jazzinnovator José James erhofft hat, der er ja auch sein kann, wie sein letztes Gastspiel mit John-Coltrane-Pianist McCoy Tyner gezeigt hat, musste sich der Soul- und Funk-Intensität beugen.

Einige seiner eigenen Stücke, etwa „Trouble“, unterfütterte James an diesem Abend klugerweise mit Withers-Grooves. Seine Band zeigte zudem, dass sie auch Hendrix-Rock und Hip-Hop-Scratch-Lautmalerei beherrscht. Nach der ersten Zugabe „Just the Two of Us“ ließ sie das Publikum eine Viertelstunde lang warten und toben, dann beglückte sie es doch noch mit einem funkensprühenden „Lovely Day“. Grandios! (sam)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2019)

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