Jeffrey Epstein: Der tiefe Fall des Milliardärs

Die Polizei hat die Tür zum knapp 2000 Quadratmeter großen Haus Jeffrey Epsteins in der Nähe des Central Park in New York aufgebrochen.
Die Polizei hat die Tür zum knapp 2000 Quadratmeter großen Haus Jeffrey Epsteins in der Nähe des Central Park in New York aufgebrochen.(c) REUTERS (Carlo Allegri)
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Der Investmentbanker Jeffrey Epstein, ein Freund Donald Trumps, soll junge Mädchen zu sexuellen Handlungen gezwungen haben. Der Fall bringt auch den Arbeitsminister in Bedrängnis.

New York/Wien. In einem kleinen schwarzen Büchlein hat er die privaten Telefonnummern der einflussreichsten Männer der Welt notiert, unter ihnen Präsidenten wie Donald Trump und Bill Clinton sowie Prinz Andrew, der jüngere Sohn der britischen Königin. Und in einem Safe in seinem knapp 2000 Quadratmeter großen Stadthaus an New Yorks Upper East Side hat er Tausende Fotos von nackten, jungen Mädchen aufbewahrt: Jeffrey Epstein, ein 66 Jahre alter Investmentbanker, einer der reichsten Männer der USA, der mehrere Luxusimmobilien in New York, Florida und der Karibik sowie zwei Privatjets besitzt, soll über Jahre hinweg junge Mädchen sexuell missbraucht haben. Am Wochenende wurde Epstein auf einem Flughafen in New Jersey verhaftet, als er in seinem Jet von Frankreich zurück in die USA kam.

Der Milliardär mit den silbergrauen Haaren soll sich gezielt Mädchen aus desolaten Familienverhältnissen ausgesucht und ihnen für „Nacktmassagen“ zwischen 200 und 300 Dollar bezahlt haben, während derer es zu den Übergriffen kam. Die jüngsten der Mädchen waren 14, älter als 19 war keine von ihnen. Einigen seiner Opfer bot er hohe Summen an Bargeld, würden sie ihn weiter mit jungen Mädchen versorgen. So schuf er ein Netz von Minderjährigen, die ihm zu Diensten zu sein hatten, heißt es in der Anklageschrift. Mindestens drei Frauen organisierten in seinen Häusern in New York und in Palm Beach den steten Nachschub an jungen Mädchen. Und hin und wieder soll er auch für seine einflussreichen Freunde junge Frauen organisiert haben.

Mindestens eines der Mädchen, die über Jahre hinweg immer wieder zu Epstein gerufen und in seinem Jet von Palm Beach nach New York geflogen wurde, arbeitete damals auf Donald Trumps Anwesen, im Privatclub Mar-a-Lago. 2002 hatte Trump seinen Freund Epstein in einem Interview als „tollen Kerl“ bezeichnet, der „schöne Frauen genau so mag wie ich, und viele von ihnen sind eher jünger“, bemerkte Trump damals.

In New Jersey verhaftet: Jeffrey Epstein.
In New Jersey verhaftet: Jeffrey Epstein.(c) APA/AFP/Palm Beach County Sherif (HO)

Die ersten Vorwürfe wegen Sex mit Minderjährigen wurden bereits vor mehr als zehn Jahren öffentlich. Doch durch einen umstrittenen Deal kam Epstein 2008 mit einem blauen Auge davon: Er wurde wegen Missbrauchs in den Jahren 2002 bis 2005 zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt und als Sexualstraftäter registriert. Die Strafe verbüßte er in einem Luxusgefängnis in Florida, wobei der Milliardär täglich für zwölf Stunden freikam und in sein Büro zum Arbeiten fahren durfte. So entging er einer drohenden lebenslangen Haftstrafe. Mit einigen der Opfern einigte sich der Banker auf hohe Entschädigungszahlungen.

Eingefädelt hatte diesen Deal der damalige Staatsanwalt für Florida, Alexander Acosta. Er ist heute Arbeitsminister im Kabinett von Donald Trump. Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hat bereits Acostas Rücktritt gefordert – aufgrund der damaligen „unverschämten Übereinkunft“.

Nun ermittelt Manhattan

Nun ist der Fall Epstein erneut ins Rollen gekommen: Schon vergangenen November veröffentlichte die Zeitung „Miami Herald“ mehrteilige, detaillierte Recherchen zu diesem Deal. Diese haben zu weiteren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Manhattan geführt.

Epstein, der nun in Untersuchungshaft sitzt und in dessen Haus an der Upper East Side eine Hausdurchsuchung Hinweise auf weitere sexuelle Vergehen ergeben hat, plädiert auf nicht schuldig. Es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt, zudem sei er davon überzeugt gewesen, dass seine angeblichen Opfer mindestens 18 Jahre alt gewesen seien. Die neuen Ermittlungen stehen erst am Anfang.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2019)

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