Flugverbot macht Boeings zu Ladenhütern

FILE PHOTO: Grounded Boeing 737 MAX aircraft are seen parked at Boeing Field in Seattle
FILE PHOTO: Grounded Boeing 737 MAX aircraft are seen parked at Boeing Field in SeattleREUTERS
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Der US-Flugzeugbauer hat im ersten Halbjahr deutlich weniger Flugzeuge verkauft. Der erste Großkunde ist zum Rivalen Airbus gewechselt.

Der Absturz von zwei Maschinen des Typs 737 Max mit 346 Toten in Indonesien und Äthiopien bringt den US-Flugzeugbauer Boeing nicht nur wegen millionenschwerer Zahlungen an die Hinterbliebenen der Opfer sowie Schadenersatzansprüchen der Airlines, die ihre Maschinen wegen des weltweiten Flugverbots am Boden lassen müssen, unter Druck. Jetzt schlagen sich die Katastrophen, deren Ursache nach wie vor nicht geklärt ist und die weiter von den Luftfahrtbehörden in den USA und Europa untersucht wird, auch geschäftlich negativ nieder. 

Boeing dürfte den Titel als weltgrößter Flugzeugbauer an den europäischen Rivalen Airbus verlieren, nachdem die Auslieferungen im ersten Halbjahr um 37 Prozent auf 239 Maschinen eingebrochen sind. Airbus meldete dagegen einen Anstieg der Verkäufe um 28 Prozent auf 389 Flugzeuge. Damit dürfte Boeing 2019 erstmals seit acht Jahren wieder hinter den europäischen Konkurrenten zurückfallen.

Außerdem hat Boeing den ersten Kunden an Airbus verloren. Die saudiarabische Billig-Airline Flyadeal will auch künftig eine reine Airbus-Flotte haben und wird daher den Vorvertrag über 50 Jets der 737-Max-Reihe nicht fixieren, gab die Airline bekannt. Flyadeal wird nun stattdessen 30 bis 50 Flugzeuge des Typs Airbus A320neo einsetzen. Der Mutterkonzern von Flyadeal, Saudi Arabian Airlines, hatte auf der weltgrößten Luftfahrtmesse im Juni in Paris einen Großauftrag bei Airbus unterzeichnet. Damals war noch nicht bekannt, dass ein Teil der Flieger bei Flyadeal eingesetzt werden soll.

Für Boeing galt die Order der Saudis als Durchbruch, da sie bisher nur Airbus in der Flotte hatten. Der Auftrag hätte laut Preisliste ein Volumen von 5,9 Mrd. Dollar gehabt. Allerdings sind Rabatte bei solchen Großorders durchaus üblich.

Auch andere Airlines überlegen, Boeing den Rücken zuzukehren. Virgin Australia hat die Auslieferung der ersten 737 Max zwei Jahre hinausgeschoben. Garuda Indonesia und VietJet Aviation prüfen einen Wechsel des Lieferanten. 

(eid/ag)

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