Nach Zitterattacken hört Merkel Nationalhymne im Sitzen

Merkel mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen
Merkel mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen REUTERS
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Protokolltrick: Die deutsche Kanzlerin saß, als sie die dänische Regierungschefin Fredriksen mit militärischen Ehren empfing. Diesmal zeigte Angela Merkel keine Regung.

Drei Zitteranfälle innerhalb von drei Wochen musste Deutschlands Kanzlerin innerhalb kürzester Zeit erleiden. Und jedes Mal erwischte es Angela Merkel, wenn sie einen Gast aus dem Ausland empfing und bei der Nationalhymne stramm stand. Am Mittwoch war es wieder so weit. Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen kam zum Besuch im Bundeskanzleramt. Doch diesmal hatte das Protokoll vorgesorgt. Merkel und ihr Gast nahmen die militärischen Ehren sitzend entgegen. Eine Vorsichtsmaßnahme, um einen neuerlichen Zitteranfall hintan zuhalten. Der Protokolltrick funktionierte. Merkel zeigte keine Regung, ihre Muskeln zuckten nicht.

Am Vortag hatte die deutsche Kanzlerin am ganzen Körper gezittert, als sie mit dem finnischen Ministerpräsidenten Antti Rinne die Nationalhymne hörte. Danach wiegelte die Kanzlerin in einer Pressekonferenz ab. "Man muss sich keine Sorgen machen", sagte sie.

In „Verarbeitungsphase"

Merkel begründete den Anfall damit, dass sie immer noch in der "Verarbeitungsphase" des Anfalls Mitte Juni beim Empfang des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sei. "Die ist offensichtlich noch nicht ganz abgeschlossen, aber es gibt Fortschritte", sagte Merkel.

Mitte Juni hatte Merkel beim Empfang des neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj heftig gezittert. Nur neun Tage später erlitt sie bei der Ernennung der neuen deutschen Justizministerin Christine Lambrecht durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue erneut einen solchen Anfall.

Der Vorfall beim Empfang Selenskyjs wurde von Merkel mit der großen Hitze und Wassermangel erklärt. Nach der Wiederholung hatte Merkel lediglich gesagt: "Ich bin überzeugt, so wie diese Reaktion aufgetreten ist, so wird sie auch wieder vergehen."

Zum Zittern am Mittwoch erklärte ein Regierungssprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur: "Der Bundeskanzlerin geht es gut, und das Gespräch mit dem finnischen Ministerpräsidenten läuft wie geplant."

Die Frage, was hinter den Zittervorfällen stecke und ob sie deswegen einen Arzt konsultiert habe, beantwortete die Kanzlerin nicht. Sie könne die Frage verstehen, hatte sie vor Journalisten am Rande des G-20-Gipfels im japanischen Osaka gesagt. "Ich habe aber nichts Besonderes zu berichten. Sondern mir geht es gut."

Die "Stuttgarter Zeitung" und die "Stuttgarter Nachrichten" hatten am aus Regierungskreisen berichtet, Merkels Zitteranfall bei der Ernennung Lambrechts sei psychologisch bedingt gewesen. Es sei kein gesundheitliches Problem, sondern Kopfsache. "Die Erinnerung an den Vorfall in der letzten Woche führte zu der Situation heute, also ein psychologisch-verarbeitender Prozess." Merkel wird in der kommenden Woche 65 Jahre alt.

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