Gute Ärzte haben immer eine Alternative, die Wiener Spitäler nicht

Gernot Rainer
Gernot RainerClemens Fabry
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Die Misere des Wiener Gesundheitssystems: Ein Drama in drei Akten.

Erster Akt: Es war einmal ein Arzt, der die Arbeitsbedingungen in Wiener Spitälern und die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung verbessern wollte. Und dafür wiederholt Missstände anprangerte.

Zweiter Akt: Obwohl ihm von seinem Vorgesetzten das bestmögliche Dienstzeugnis ausgestellt wurde, sich all seine Kollegen mit ihm solidarisierten und seine Abteilung im Otto-Wagner-Spital händeringend nach weiteren Ärzten suchte, setzte man ihn vor die Tür, indem man seinen Vertrag nicht verlängerte. Mit der an Zynismus nicht zu überbietenden Begründung, er identifiziere sich nicht mit Interessen der Stadt Wien und des Krankenanstaltenverbundes. Das ist nun drei Jahre her. Dieser Arzt, Gernot Rainer sein Name, nahm seine De-facto-Kündigung nicht hin und ging gerichtlich dagegen vor, bewies einen langen Atem und gewann nun vor dem Obersten Gerichtshof. Dieser kam zum Schluss, dass Rainer immer noch ein aufrechtes Dienstverhältnis hat. Und angemessen entschädigt gehört. Wie im Übrigen viele andere Ärzte mit befristeten Verträgen, obwohl ihre Ausbildung längst abgeschlossen ist.

Dritter Akt: Gernot Rainer wurde nicht arbeitslos, machte aus der Not eine Tugend, wanderte in den wachsenden Privatsektor ab und betreibt mittlerweile eine überaus erfolgreiche Wahlarztordination in Döbling, während der Fachärztemangel in Wiener Spitälern von Jahr zu Jahr dramatischer wird – auch in seinem Fach. Ein perfektes Sinnbild für die Misere Wiener Gesundheitssystems: Denn was der Krankenanstaltenverbund beim systematischen Vergrämen und Vertreiben seiner Ärzte nicht bedenkt: Gute Ärzte haben immer eine Alternative, die Wiener Spitäler nicht.

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