Von der „Tante“ zur Pädagogin

Gleichgewichtsübung. Ein Kindergarten im Roten Wien, 1930.
Gleichgewichtsübung. Ein Kindergarten im Roten Wien, 1930. (c) Austrian Archives / Imagno / pic (Austrian Archives)
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Erstmals gibt es für Österreich eine historische Aufarbeitung des Themas Kindergarten, von den Anfängen im Biedermeier bis zu den heutigen Anforderungen.

Man kann nie früh genug beginnen, die Kinder zu belehren, sie charakterlich zu formen und ihnen den Unterschied zwischen Gut und Schlecht beizubringen. Das war eine Idee der Aufklärung, sie hatte sich bereits um 1800 durchgesetzt, es schlug die Stunde der „Bewahrungsanstalten“ für Kleinkinder. Teils gab es ganz profane Hintergründe, immer mehr Mütter arbeiteten am Beginn des industriellen Zeitalters nicht mehr zu Hause. Die Suche nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist also kein neues Problem. Aber es gab dazu noch viele utopische Ideen in den Köpfen, es ging um nicht mehr und nicht weniger als um die Zukunft der Gesellschaft: In Regionen mit Textilindustrie schickte man die Kinder in Strickschulen, in England gingen die Proletarierkinder in die „infant schools“, um sie mit dem frühkapitalistischen System zu versöhnen und damit die drohende Revolutionsgefahr zu bannen. Deutsche Philanthropen sahen die Familien bei der Kindererziehung überfordert, Pädagogen sollten sich um die Bildung schon im zarten Alter kümmern, in dem die Kinder noch biegsam waren.

Es entstand eine bunte Vielfalt an Einrichtungen: „Kinderasyle“ in Italien, „Aufbewahrungsanstalten“, „Kleinkinderschulen“ usw. Johann Wolfgang Goethe und seine Geschwister besuchten die „Spielschule der Maria Magdalena Wolff“ in Frankfurt. Ziel war, die Kinder (die „Bewahrlinge“) zu arbeitsamen Christen zu erziehen und sie vor Kriminalisierung und Verwahrlosung zu bewahren.

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