Allianz gegen „Mozartverkäufer“

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Symbolbild. (c) www.imago-images.de (Renzo Frontoni)
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Mit einer Gesetzesnovelle wollen Bezirksvorsteher Figl und Wirtschaftsstadtrat Hanke die „Mozartverkäufer“ im Wiener Stadtzentrum in den Griff bekommen.

Wien. Eher selten tun sich ÖVP, SPÖ und katholische Kirche zusammen. In diesem Fall haben die drei eines gemeinsam: Die Männer in Mozartkostümen, die unmittelbar vor dem Stephansdom und der Staatsoper Konzertkarten an Passanten verkaufen, sind ihnen ein Dorn im Auge.

Am Donnerstag fand ein kurzes Pressegespräch zum Thema mit Markus Figl (ÖVP), Bezirksvorsteher des Ersten Bezirks, Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) und Dompfarrer Anton Faber statt – direkt am Stephansplatz, ganz in der Nähe der Ticketverkäufer.

Figl und Hanke sind sich einig: Die „Mozartverkäufer“ seien „zu intensiv spürbar“. Um deren Anzahl und Standorte kontrollieren zu können, soll nun das Gebrauchsabgabegesetz aktualisiert werden. Damit würde eine monatliche Abgabe von 150 Euro pro Verkäufer anfallen. Die Neuerung soll im September im Wiener Landtag beschlossen werden. Derzeit ist der Kartenverkauf laut Figl eine „Grauzone“. Woher die Verkäufer exakt kommen, sei der Stadt Wien nicht bekannt. In Zukunft sollen Unternehmen beim Magistrat darum Anträge für die Verkäufer stellen müssen und angeben, wann sie wo wie viele Mitarbeiter einsetzen.

Dompfarrer Anton Faber begrüßt die Initiative, denn: „Von den 6,4 Millionen Besuchern im Jahr werden sicher fünf Millionen von den Verkäufern belästigt.“ Er sehe sie auch als „geschäftsschädigend“, weil sie versuchten, den Konzerten im Dom einen schlechten Ruf anzulasten. „Eigentlich müsste man sie alle anzeigen“, lässt der Pfarrer seinen Ärger durchhören, „dafür sind wir (Anm.: die Kirche) aber zu gut.“

Ein Betroffener wehrt sich

Ein „Mozartverkäufer“ vor dem Eingang des Doms zeigt sich im Gespräch mit der „Presse“ überzeugt, seine Arbeit sei für die Stadt gut, wirtschaftlich und kulturell relevant. Er arbeitet für das Barockorchester und verkauft Karten für das Palais Schönborn. „Jeden Tag kommen Leute zurück und bedanken sich mit fünf Euro oder einer Sachertorte. Ohne mich wären sie nicht auf das Konzert aufmerksam geworden.“ Das einzige Problem sei, so der kostümierte Mann über den Kartenverkauf, dass manche Kollegen nicht gut mit Menschen umzugehen wüssten. Er empfehle eine rhetorische Ausbildung. (ozl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2019)

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