In der Wachau, im Südburgenland oder im weststeirischen Weinland suchen potenzielle Käufer nach historischen Objekten, die es aber kaum noch gibt.
Was einst eher ein bescheiden-ländliches Dasein war, ist seit Anfang des neuen Jahrtausends ein angesagter Luxus geworden: das Wohnen in den Weinbergen. Zumindest dann, wenn es ein temporäres ist, das am Wochenende oder in der Pension genossen wird und nicht dem Lebensunterhalt geschuldet ist. Deshalb werden an den beliebten Weinstraßen des Landes vor allem kleine, feine, gern historische Liegenschaften zwischen den Reben gesucht – die es aber kaum noch gibt, weil der Ausverkauf schon vor 15 Jahren begonnen hat.

• Wachauer Weltkultur. Ganz besonders schwierig ist die Lage in der Wachau, dem klassischen Nahziel der Wiener, aber auch Lieblingsziel vinophiler Deutscher. „Wenn historische Objekte auf den Markt kommen, sind es meist große Komplexe, die sich für Ferienhauszwecke nicht eignen“, weiß Anna Steininger, die die Wachau lang als Gebietsleiterin für Re/Max betreut hat und jetzt für den Projektentwickler Prisma-Zentrum in der Region als Projektleiterin tätig ist. Aber auch ohne große Geschichte hat das luxuriöse Wohnen im Weltkulturerbe seinen Preis: „Für Häuser in schönen Lagen und ein bisschen Grün beginnen die Preise bei einer halben Million Euro. Wenn es einen schönen Blick gibt, bei 750.000 Euro“, erklärt Steininger. Nach oben hin sind den Preisen allerdings wenig Grenzen gesetzt, vor allem in den begehrten Lagen werden Liebhaberpreise auch jenseits der Millionengrenze gezahlt. Zu diesen gehören klassischerweise Spitz, Dürnstein und Weissenbach auf den einen und Rossatz auf der anderen Seite der Donau, „wobei in Rossatz vor allem die Lagen mit Blick auf Dürnstein gefragt sind“, wie die Immobilien-Expertin weiß.

• Südsteirischer Boom. Die Südsteiermark steht der Wachau preislich derzeit in nichts nach. In den letzten zehn, fünfzehn Jahren hat die Gegend einen wahren Boom erlebt, der nicht nur jede Menge Nichtsteirer angelockt, sondern auch immer mehr Spitzengastronome dazu motiviert hat, Haubenlokale zu eröffnen. Das hat in Kombination mit den bekannten Weingütern und dem milden Klima eine Nachfrage generiert, die schwer zu befriedigen ist und für entsprechende Preise sorgt. Besonders begehrt sind für Freizeitwinzer von überall her die Lagen rund um Gamlitz und Ehrenhausen, die Steirer selbst wissen darüber hinaus auch die Gegend rund um Stainz und Bad Gams zu schätzen.
• Weststeirische Geheimtipps .„Dort im weststeirischen Weinland gibt es schöne Alleinlagen und alte Stainzer Winzerhäuser“, berichtet Karin Marchl, Managing Partner bei Herzog Immobilien. Und das auch noch zu Preisen unter einer halben Million, was in den klassischen Lagen der südsteirischen Weinstraße schon schwierig wird. „Dort befinden wir uns preislich im Bereich der Liebhaberei“, so Marchl, „und für schöne Anwesen wird über eine Million Euro bezahlt.“ Wobei es grundsätzlich zwei Käufergruppen gibt: „Die einen suchen ein kleines Kellerstöckl mit wenig Grün drumherum und einem schönen Blick in einen Weinberg, der aber nicht ihr eigener sein soll“, so Marchl. „Die anderen wollen auch ein Weingut dazu und sehen es als Investition.“ Was allerdings nicht heiße, dass diese Käufer dann auch selbst im Weinberg stehen wollen – vielmehr werde die Weinproduktion aus den eigenen Reben an einen Profi ausgelagert, der den Wein im Auftrag herstellt, erklärt die Maklerin. Aber auch wenn dieser Wein eher stolz auf der eigenen Terrasse serviert als verkauft wird, ist der Kauf einer Liegenschaft an den steirischen Weinstraßen eine lohnende Investition – zumindest, wenn man aus der Vergangenheit auf die Zukunft schließt: „In den vergangenen zehn Jahren sind die Preise stetig gestiegen“, erklärt Marchl. Jetzt hätten sie sich grundsätzlich eingependelt, allerdings bei besonderen Liegenschaften auf hohem Niveau.

• Bescheidenes Südburgenland.Wer auf große Namen in der Gastronomie und prominente Weinbergnachbarn verzichten kann, muss aber nicht zwingend im hohen sechs- oder gar siebenstelligen Euro-Bereich investieren, um seine Freizeit im eigenen Haus mit Blick auf die Reben zu verbringen.
Im Südburgenland lässt sich dieser Traum noch weitaus günstiger verwirklichen, wie Angela Pittner, Inhaberin von Südburgenland Immobilien, berichtet. „Hier beginnen die Preise bei 120.000 Euro für ein regionstypisches Burgenlandhaus, das man vielleicht ein wenig renovieren muss, bei 300.000 Euro ist dann aber alles fix und fertig“, gibt sie eine Einschätzung. Und die halbe Million Euro, die in der Wachau und der Südsteiermark als Ab-Preis aufgerufen wird, ist hier eher der absolute Ausreißer nach oben. Die beliebtesten Lagen für potenzielle Freizeitwinzer liegen in der sogenannten Weinidylle, „das ist die Gegend rund um Eberau und Heiligenbrunn“, erklärt Pittner. „Dort gibt es die schönsten Berge sowie sonnige Lagen mit Blick bis nach Ungarn“, sagt die Maklerin.
Und anders als in den hipperen Weingegenden auch noch durchaus kleine Anwesen mit Charme und Geschichte zu kaufen. „Es gibt noch verstreute Kellerstöckl und ursprüngliche Häuser, die in der Periode zwischen 1910 und 1930 erbaut wurden und noch ganz ursprünglich sind“, so Pittner. Allerdings: „So ganz unangetastet“ finde sich mittlerweile auch im Burgenland nichts mehr, aus der einstigen Konstellation mit einem Zimmer und der Kuchl sind in den meisten Fällen inzwischen Grundrisse mit drei oder vier Zimmern geworden. Erhalten geblieben seien dabei aber oft die kleinen Details, die von der Freizeitwinzer-Kundschaft – die hier vor allem aus Wienern, Salzburgern, aber auch Tirolern besteht – sehr geschätzt würden. „Kleine Verzierungen, Stuck auf der Fassade, originale Türschnallen, Holzschnecken an den Fensterrahmen oder schöne Eingangstüren gehören zu den Elementen, die gefragt sind“, berichtet die Maklerin.
Sie laufen häufig sogar den Arkadenhäusern den Rang ab, die auf größeren Höfen entstanden und von außen schön anzusehen sind, im Inneren aber oft nicht mit sonderlich schmückenden Elementen aufwarten. Denn schließlich geht es beim Freizeitwohnen an den Weinstraßen vor allem um den schönen Blick – und nicht nur den in die Ferne. (sma)