„Libra“ im Visier

Nun nimmt auch Japan die Pläne von Facebook für eine Kryptowährung unter die Lupe.

Tokio/Menlo Park. Facebook ist mit seinen Plänen für eine eigene Kryptowährung ins Visier der japanischen Aufsichtsbehörden geraten. Die Notenbank, das Finanzministerium und die für Bankenregulierung zuständige Behörde haben eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit möglichen Auswirkungen auf Geldpolitik, Finanzmärkte und Steuersysteme beschäftigen soll.

Japan hoffe, andere Länder für den Ausbau des eigenen Expertengremiums zu einer größeren Gruppe von Steuer- und Finanzkontrolleuren zu gewinnen, sagten Regierungsvertreter.

Facebook hat mit seinen im Juni bekannt gegebenen Plänen für eine eigene Kryptowährung mit dem Namen „Libra“ Notenbanken und Politiker weltweit aufgeschreckt. Bedenken gibt es im Zusammenhang mit Finanzmarktstabilität, Geldwäsche, Privatsphäre von Nutzern und allgemeinem Verbraucherschutz.

Am Freitag forderte US-Präsident Donald Trump eine Bankenregulierung für Kryptowährungen. Die Gruppe der sieben führenden Industriestaaten (G7) hat bereits eine Arbeitsgruppe zu dem Thema eingesetzt. Geleitet wird sie von EZB-Direktor Benoît Coeuré. Facebooks Pläne dürften diese Woche ein wichtiger Diskussionspunkt beim Treffen der G7-Finanzminister und -Notenbankgouverneure in Chantilly nördlich von Paris sein.

Auch US-Notenbankchef Jerome Powell hatte sich vor Vertretern des US-Repräsentantenhauses sehr kritisch über die geplante Facebook-Digitalwährung geäußert.

Der jüngste Bitcoin-Höhenflug wird zum Teil auch auf die geplante Facebook-Währung zurückgeführt, weil dadurch Kryptowährungen insgesamt mehr Akzeptanz finden könnten. Bitcoin, das zu Jahresbeginn nur knapp über 3000 Dollar gekostet hatte, liebäugelte zwischendurch mit der Marke von 13.000 Dollar. Die heftige Kritik von Politik und Notenbanken schmeckte dem Markt aber nicht. Am Wochenende korrigierte Bitcoin wieder einmal und kostete zeitweise 10.700 Dollar. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2019)

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