Nächste Runde im Verfahren gegen Kapitänin

Die Staatsanwaltschaft in Italien will Berufung gegen die Freilassung von Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete einlegen.
Die Staatsanwaltschaft in Italien will Berufung gegen die Freilassung von Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete einlegen. REUTERS
  • Drucken

Die Staatsanwaltschaft will die Freilassung Racketes nicht hinnehmen. VP-Chef Kurz erneuert seine Kritik.

Wien/Rom. Die Staatsanwaltschaft in Italien will Medienberichten zufolge Berufung gegen die Freilassung von Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete einlegen. Bis Mittwoch werde die Behörde in Agrigent (Sizilien) diese beim Kassationsgericht in Rom – Italiens oberstem Gericht – einreichen, berichtete die Zeitung „La Repubblica“.

Sea-Watch-Sprecher Ruben Neugebauer sagte, die Hilfsorganisation sei zuversichtlich, dass das Kassationsgericht das Urteil zur Freilassung bestätigt. Es sei nicht wahrscheinlich, dass Rackete wieder festgenommen werde. Die 31-Jährige aus dem deutschen Bundesland Niedersachsen war nach der Entscheidung einer Ermittlungsrichterin aus dem Hausarrest entlassen worden. Gegen sie wird aber weiter wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung sowie Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt. Deshalb muss sie sich am Donnerstag erneut einer Anhörung stellen.

Kurz: „Utopische Ansichten“

Rackete war mit der Sea-Watch 3 und 40 Migranten an Bord am 29. Juni unerlaubt in den Hafen von Lampedusa gefahren und festgenommen worden. In einem Interview mit der Bild-Zeitung hat Rackete am Montag Europa zur Aufnahme von Flüchtlingen aufgefordert, die sich in Libyen in der Hand von Schleppern oder in Internierungslagern befinden.

Kritik nach dem Interview kam unter anderem von Ex-Kanzler Sebastian Kurz: „Die Rettung aus dem Mittelmeer darf nicht ein Ticket nach Mitteleuropa bedeuten.“ Zudem sei er gegen die Aufnahme von Klimaflüchtlingen in Europa. „Einige NGOs haben utopische Ansichten.“ (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete.
Weltjournal

Carola Rackete und die "historische Verantwortung" Europas

Europa müsse Migranten, die in Libyen in der Hand von Schleppern oder in Flüchtlingslagern seien, bei der sicheren Überfahrt helfen, fordert die Sea-Watch-Kapitänin. Die EU-Außenminister beraten heute über den Umgang mit Geflüchteten.
Symbolbild: Flüchtlinge
Außenpolitik

"Nicht von Fall zu Fall": Neues System für Seenotrettung gefordert

Die Europäische Union brauche einen "strukturierten und stabilen Mechanismus" für die Umverteilung von Migranten, sagt Italiens Außenminister und kündigt Vorschläge an.
Immer mehr Menschen sind von Folgen des Klimawandels betroffen.
Weltjournal

NGOs fordern Ausschüttung des Fonds für Auslandshilfe

Immer mehr Menschen sind von Folgen des Klimawandels betroffen. Zugleich gibt es immer weniger finanzielle Unterstützung.
Salvini bei einem Auftritt im italienischen Fernsehen.
Weltjournal

Salvini will Strafen für NGO-Schiffe massiv erhöhen

Italiens Innenminister verschärft den Kurs gegen private Seenotretter im Mittelmeer. Künftig sollen sie eine Million Euro zahlen, wenn sie italienische Häfen ansteuern. Dabei kommen immer weniger Flüchtlinge in Italien an.
Migranten auf der griechischen Insel Samos.
Außenpolitik

Türkei hielt mehr als 700 Migranten vom Grenzübertritt in EU ab

Die Menschen stammten laut türkischen Angaben unter anderem aus Syrien, dem Iran, Afghanistan, Somalia und Libyen. Man stoppe „99 Prozent“, sagt Präsident Erdoğan.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.