Golf: Mit einem Schlag ist die Süße des Erfolgs zurück

Bernd Wiesberger und die jüngste Trophäe in seiner Sammlung.
Bernd Wiesberger und die jüngste Trophäe in seiner Sammlung.Action Images via Reuters
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Bernd Wiesberger feierte bei den Scottish Open seinen größten Karriere-Sieg. Nun reist er als Führender der Jahreswertung zu den Open.

North Berwick/Wien. Einen weiteren Meilenstein in seiner Karriere und im österreichischen Golfsport hat Bernd Wiesberger mit dem Sieg bei den Irish Open erreicht. Im Stechen setzte sich der Burgenländer gegen den Franzosen Benjamin Hebert am dritten Extraloch durch und triumphierte zum sechsten Mal auf der European Tour, erstmals auf der prestigeträchtigen Rolex-Serie. Der Siegerscheck über 1.035.099 Millionen Euro war auch sein bislang höchster und katapultierte ihn in der Jahreswertung Race to Dubai an die erste Stelle. Mit über 2,24 Millionen Euro verdientem Preisgeld in dieser Saison hat er schon jetzt seine Bestmarke aus 2015 (2,1 Mio.) übertroffen.

„Habe ich Haggis zwischen den Zähnen?“, scherzte Wiesberger, als er im Klubhaus mit dem Pokal für die Fotografen posierte. „Ich habe es immer genossen, in Schottland Linksgolf zu spielen und hatte hier auch schon meine Erfolg. Daher ist es besonders nett, hier am Ende des Tages mit der Trophäe zu stehen.“ Der Sieg im Renaissance Club in North Berwick nahe Edinburgh untermauerte die derzeitige Hochform von Österreichs Aushängeschild, schon bei den Irish Open zuvor war der Sieg in Griffweite gewesen, am Ende brachte Platz zwei das Ticket für die 148. Open. Schon am Montag ging es für den Oberwarter weiter nach Portrush, wo ab Donnerstag das vierte und letzte Major-Turnier des Jahres steigt. „Vor acht Tagen war ich noch gar nicht dafür qualifiziert. Dann kam eine großartige Woche in Irland und jetzt das. Ich nehme alles als großen Bonus, was nächste Woche kommt“, erklärte der 33-Jährige.

Genuss nach der Leidenszeit

Die Stunde des Erfolgs wusste Wiesberger umso mehr auszukosten, als dass die wohl schwierigste Phase seiner Karriere erst wenige Monate hinter ihm liegt. Im Mai des Vorjahres machte ihm eine komplizierte Sehnenverletzung im linken Handgelenk zu schaffen, die ersten Comeback-Versuche scheiterten. Es folgte eine Operation in England und schließlich erst nach langen sieben Monaten Ende November die Rückkehr auf die Tour. „Man ist in der Situation, dass man es nicht selbst in der Hand hat, was als nächstes kommt“, erinnerte sich Wiesberger in Schottland nun zurück. „Das letzte Jahr macht das Ganze jetzt umso süßer, und ich weiß es noch mehr zu schätzen.“

Mit der Zwangspause einher ging der Rückfall in der Weltrangliste, zu Jahresbeginn war Wiesberger nur auf Platz 185 gelegen. Dadurch blieben Einladungen zum Masters (erstmals seit 2014) und anderen großen Turnieren aus. Auch den ersehnten Ryder Cup in Frankreich vergangenen September verpasste er und sog die Atmosphäre stattdessen als TV-Experte auf. „Das habe ich als Motivation für mich selbst getan. Ich wusste, dass ich, wenn ich es zurückschaffe, eines Tages mit den Jungs spielen würde“, erklärte er. Mit dem Comeback-Sieg in Dänemark Ende Mai meldete er sich zurück, nun ist er wieder in der Weltspitze angekommen: Der Sieg ließ ihn in der Weltrangliste 43 Ränge auf Platz 40 nach vorne springen.

Bestes Major-Resultat im Visier

In Topform hat Wiesberger nun bei den Open in Nordirland sein bestes Major-Resultat im Visier. Bislang firmiert diesbezüglich ein 15. Platz beim PGA Championship 2015. „Offensichtlich funktioniert mein Links-Golf. Ich nehme all das Positive aus den vergangenen beiden Wochen in das finale Major in diesem Jahr mit“, sagte er. Beim ältesten der vier traditionsreichen Turniere, zugleich das einzige außerhalb der USA, ist der Burgenländer zum sechsten Mal dabei. Es ist das einzige, bei dem er es noch nicht in die Top 20 geschafft hat: 2013 verzeichnete er als 64. sein bestes Resultat, zweimal (2013, 2016) verpasste er den Cut. Das beste rot-weiß-rote Major-Ergebnis hält übrigens nach wie vor Markus Brier, der bei den Open 2007 Zwölfter wurde.

Erfreulich aus österreichischer Sicht ist zudem, dass sich hinter Wiesberger weitere Golfer stark in Position gebracht haben. Matthias Schwab spielt sein zweites Profi-Jahr und hat als derzeit 56. des Race to Dubai das Finale der Top 50 im November in Reichweite. Der Austro-Amerikaner Sepp Straka schaffte es heuer als erster heimischer Profi auf die PGA-Tour und ist im Rennen um die Spielberechtigung für 2020.

IN ZAHLEN

Bernd Wiesberger feierte bei den Scottish Open den sechsten Sieg auf der European Tour, mit einem Preisgeld von 1.035.099 € war es zugleich der größte seiner Karriere. Die weiteren Erfolge:

Ballantine's Championship (2012), 367.500 €

Lyoness Open (2012), 166.660 €

Alstom Open (2015), 500.000 €

Shenzhen International (2017), 437.017 €

Made in Denmark (2019), 500.000 €

Karrierepreisgeld (brutto): 8.571.400 €

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2019)

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