Schneller Rückzieher: Steirische ams will Osram doch nicht übernehmen

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Für kurze Zeit sah es so aus, als würde die österreichischeams eine Bieterschlacht um Osram vom Zaum brechen. Doch schonnach wenigen Stunden war der Spuk vorbei.

Für die Aktionäre von Osram ist die Hoffnung auf ein zweites, höheres Übernahmeangebot für den Münchner Lichtkonzern schnell wieder zerstoben. Der steirische Chip-Hersteller ams, der nach Angaben von Osram am Montag 38,50 Euro je Aktie in Aussicht gestellt hatte, machte noch in der Nacht zum Dienstag einen Rückzieher. Man habe zwar mit Osram über eine mögliche Übernahme gesprochen, sehe aber "nach Evaluierung der jüngsten Entwicklungen (...) keine ausreichende Basis" für weitere Verhandlungen.

Der Osram-Vorstand um Olaf Berlien hatte sich schon zuvor skeptisch gezeigt, dass sich das Unternehmen aus der Nähe von Graz, das deutlich kleiner ist als Osram selbst, den Zukauf werde leisten können.

US-Investoren im Rennen

Damit liegt für Osram weiterhin nur die vier Milliarden Euro schwere Offerte der Finanzinvestoren Bain und Carlyle vor, die 35 Euro je Aktie bieten wollen. Ihr Angebot wird derzeit von der BaFin geprüft. Die Finanzaufsicht ließ sich nicht entlocken, wann die Behörde die Prüfung abzuschließen gedenkt. Sie äußere sich generell nicht dazu, ob konkrete Angebotsunterlagen schon vorlägen, erklärte eine BaFin-Sprecherin in Bonn auf Anfrage. Dann haben die Osram-Aktionäre einige Wochen Zeit, um ihre Aktien den Investoren anzubieten, die Osram beim Umbau begleiten wollen. Diese haben zur Bedingung gemacht, dass sie mindestens 70 Prozent der Osram-Aktionäre auf ihre Seite ziehen.

Parallele Verhandlungen mit ams hätten ihre Pläne empfindlich stören können, denn zahlreiche Osram-Aktionäre hätten dann wohl abgewartet, ob nicht doch noch ein höheres Angebot auf den Tisch käme. Nach Bekanntwerden des Interesses von ams war die Osram-Aktie am Montagabend bereits um fünf Prozent auf 34,80 Euro nach oben geschnellt.

Skepsis bei Osram

ams hätte sich vor allem für die Opto-Halbleiter-Sparte von Osram interessiert, die wie die auf Sensoren spezialisierten Österreicher die Autoindustrie beliefert. Der Vorstand von Osram hatte aber in Frage gestellt, wie die Österreicher die Übernahme hätten finanzieren wollen. An der Schweizer Börse ist ams 3,1 Milliarden Euro wert. Nach Angaben des Münchner Konzerns hatte ams  zunächst geplant, sich 4,2 Milliarden Euro von Banken zu besorgen und die Kredite später zum Teil mit einer 1,5 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung zu tilgen. Zusagen für die Kredite habe es aber nicht gegeben. ams betonte, man sei bei allen Übernahmen "der Beibehaltung einer soliden Kapitalstruktur verpflichtet". Das operative Geschäft laufe gut.

Nach offiziellen Geschäftszahlen hatte ams Ende des ersten Quartals bereits langfristige Schulden in Höhe von etwa 1,8 Milliarden Euro. In München wurde deshalb sogar gerätselt, ob das steirische Konkurrenzangebot überhaupt ernst gemeint war. ams hat selbst mit Problemen zu kämpfen: Seit dem Frühjahr 2018 haben die in der Schweiz notierten Aktien des Sensorherstellers fast zwei Drittel ihres Werts verloren.

Die Stellungnahme von Osram hatte maximale Distanz zu dem Vorstoß aus Österreich erkennen lassen: "Der Vorstand der Osram Licht AG erachtet auf der Grundlage der derzeit verfügbaren Informationen die Transaktionswahrscheinlichkeit als sehr gering." Man sei aber pflichtgemäß bereit, die Bücher für AMS zu öffnen. Osram werde vor einem Gegenangebot darauf drängen, dass die Österreicher vergleichbare schriftliche Zusagen machten wie die Investoren Bain und Carlyle.

Bereits vor fünf Jahren hatten sich Übernahmepläne von ams in Deutschland zerschlagen. Damals hatten die Österreicher mit dem schwäbisch-britischen Chip-Entwickler Dialog Semiconductor fusionieren wollen. Doch Dialog blies die Transaktion schnell wieder ab

Osram steckt in Schwierigkeiten und erwartet in diesem Geschäftsjahr einen Umsatzrückgang von bis zu 14 Prozent, ausgelöst durch den Rückgang der weltweiten Verkaufszahlen von Autos und Smartphones - die Münchner sind Zulieferer beider Branchen.

Sowohl der Vorstand als auch der Aufsichtsrat von Osram befürworten das US-Angebot.  Im Umfeld von Bain Capital und Carlyle wird damit gerechnet, dass die BaFin die Prüfung der Angebotsunterlagen des US-Konsortiums in den kommenden Tagen abschließt. Dies ist die rechtliche Voraussetzung dafür, dass Bain Capital und Carlyle ihr Angebot an die Osram-Aktionäre veröffentlichen dürfen. Diese hätten dann bis Anfang September Zeit, um das Angebot anzunehmen oder abzulehnen.

Wie andere Finanzinvestoren auch kaufen Bain Capital und Carlyle Unternehmen mit dem Ziel, deren Wert zu steigern, um sie einige Jahre später wieder gewinnbringend verkaufen zu können. Die zwei US-Firmen haben sich jedoch bereit erklärt, Osram-Standorte und Arbeitsplätze zu erhalten. Daher hat auch die IG Metall keine grundsätzlichen Einwände gegen den Übernahmeplan geäußert.

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