#couscousforcomment: Chefköche formieren sich gegen Influencer

Sogenannte Food-Influencer machen sich immer unbeliebter
Sogenannte Food-Influencer machen sich immer unbeliebterGetty Images
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Köche auf der ganzen Welt haben es satt, dass sogenannte Influencer kostenlose Bewirtung gegen "Sichtbarkeit" in den Sozialen Medien verlangen.

Während die sich aufbäumende Hotelbranche schon fast wieder in Vergessenheit gerät, steigen in diesem Sommer Restaurants auf die Barrikaden gegen dreiste Influencer. Den Anfang hat vielleicht der Besitzer eines Eiswagens in Los Angeles gemacht. Bei Joe Nicchi, dem Gründer und Betreiber von CVT Soft Serve, zahlen alle doppelt, die um eine Social-Media-Kooperation anfragen. „Es ist uns wirklich egal, ob Sie ein Influencer sind oder wie viele Follower Sie haben. Wir werden Ihnen niemals ein kostenloses Eis für Ihre Social-Media-Seite geben“, wird Nicchi nicht müde zu verkünden. Er sagte gegenüber „Newsweek“, er sei die Anfragen einfach leid geworden. Die Rechnung gehe außerdem nicht auf.

Ebenfalls die Nase voll hat derzeit auch eines der gefragtesten kulinarischen Talente Australiens. Duncan Welgemoed ist Küchenchef und Miteigentümer von Africola in Adelaide. Nachdem die Prominenz bei ihm ein und aus gehe und selbst Stars wie Katy Perry ihre Rechnung selbst bezahlen würden, sagte er der Influencer-Gemeinde, von der er laufend Anfragen für den Tausch „Essenseinladung gegen Posting“ erhalte, nun den Kampf an. Er ließ die teils dreisten Anfragen veröffentlichen.

"Der Grund, warum ich sie bloßgestellt habe, ist nicht, weil ich ein Tyrann bin, sondern weil es unaufrichtig ist, eine Zusammenarbeit anzubieten. (...) Ich habe weit mehr echte Anhänger als viele dieser sogenannten Influencer", sagte Duncan Welgemoed dem „Guardian". Köche aus der ganzen Welt sind seinem Vorbild gefolgt und haben Anfragen von Influencern an den bekannten australischen Restaurant-Kritiker John Lethlean weitergeleitet, der sie unter dem Hashtag #couscousforcomment auf seinem Instagram-Account veröffentlicht.

Bitte keine Fotos vom Essen

In Wien hat der Drei-Sterne-Koch Juan Amador in seinem Restaurant das Fotografieren bereits abgestellt. Der Deutsche mit spanischen Wurzeln, der seit 2016 in Wien Döbling kocht, hat Anfang des Jahres einen Schritt gewagt, über den in diesen von Social Media geprägten Zeiten schon einige Köche nachgedacht haben: Es soll von seinen Gerichten keine Fotos mehr geben. Einerseits, weil sonst der Zauber, die Überraschung verloren geht, „wie bei einem Magier, der vorab all seine Tricks verrät". Und andererseits, weil das Dauerfotografieren in Lokalen unsere Essgewohnheiten nicht zum Guten verändert habe.

(sh)

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