"Die Seele des Monte Pavione": Überleben als Schmugglerin

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Matteo Righetto erzählt vom rauen Alltag der Tabakbauern in den Dolomiten und eine abenteuerliche Vater-Tochter-Geschichte.

Rau war das Leben der Tabakpflücker in den Dolomiten im 19. Jahrhundert - gezeichnet von Entbehrung und Ausbeutung. Um seine Familie durchzubringen, muss Augusto de Boer auf illegale Mittel zurückgreifen: Er schmuggelt den kostbaren, feinen Tabak über die Berge nach Österreich. Trotz des Widerstands seiner Frau nimmt er die neugierige 16-jährige Tochter Jole auf eine seiner Reisen mit - und bildet sie zur Schmugglerin aus.

Eines Tages verschwindet Augusto spurlos. Jole macht sich auf die "Reise", um Geld für ihre Familie zu erschmuggeln - und erfährt dabei Ungeheuerliches über den verschwundenen und geliebten Vater. Sie weigert sich, die Geschichten zu glauben.

So die Rahmenhandlung dieses kurzen Romans, der sehr langsam beginnt. Der erste Teil besteht vor allem aus Stimmungsbildern: die Stille der Wälder, die Ruhe der Berge, die Bescheidenheit der Bauernfamilie. Es wird viel geschwiegen in diesem ersten Abschnitt. Umso unerwarteter kommt dann die plötzliche, rasante Beschleunigung im zweiten Teil: Da passiert auf einmal so viel, dass der Leser etwas außer Atem gerät.

Abgesehen von der nicht immer gelungenen Erzählstruktur verstecken sich im Roman Kostbarkeiten: Der Autor bietet Einblicke in eine vergessene Zeit, lässt den Leser in diese malerische, raue Welt eintauchen. Und er erzählt liebevoll eine schöne Vater-Tochter-Geschichte: eine Beziehung, geprägt von Wertschätzung und Respekt. BASTA

Matteo Righetto: "Die Seele des Monte Pavione", übersetzt von Bruno Genzler, Karl-Blessing-Verlag, 240 Seiten, 20,60 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2019)

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